Korsika: Biken-Paddeln-Offroaden

Kaum aus Bastia nordwärts rausgefahren, kurz noch den Tank gefüllt, erwartet uns schon die erste Schotterstrasse, die über einen Pass mit ca. 900 Meter Höhe von der Ostseite des Cap Corse auf die Westseite führte. Leider ist es eher kühl und auf dem Pass sogar neblig, regnerisch.

Wieder unten am Meer gewöhnen wir uns an die endlose Kurvenfahrerei und tingeln bis ans Nordende Korsikas. Nach einem mit üblen Wasserpfützen durchsetzten Feldweg sieht auch das Weiss unseres Toyotas nicht mehr ganz frisch aus; der erste Übernachtungsplatz ist gefunden: Wir stehen an einem kleinen Bach in einem Hain alter Olivenbäume.

Tags darauf überquert Theres den Bach per Bike und entschwindet für eineinhalb Stunden in der Macchia des Kaps. Sie kommt mit etlicher Verspätung aus der rauhen Landschaft mit hervorragenden Single Trails zurück, bringt aber eine reiche Ausbeute an Fotos mit, so dass ich an ihrer Begeisterung für diese erste MTB Tour teilhaben kann.

 

Weiter gehts nach Zwischenstopp in St. Florent in die bei Offroadern bekannte Désert des Agriates. Nach unseren Massstäben keine Wüste, aber dennoch so benannt. Die Schotterpiste lässt sich gut befahren und bietet nach den regnerischen Tagen wieder ein paar schöne, trübe Wasserlöcher. Die Nacht verbringen wir alleine auf weiter Flur auf einen Stellplatz mit Sicht auf die Plage de Lotu und die Lichter an der gegenüberliegenden Küste des Cap Corse.

Auf dem Rückweg zur Hauptstrasse passieren wir doch tatsächlich einen SUV Toyota, der in einem der Wasserlöcher hängengeblieben ist. Ein Landrover Defender zieht ihn heraus und der Plastikunterboden des SUV wird gleich mit weggerissen. War wohl ein bisschen zuviel für dieses Auto. In der nächsten Bucht der Désert campen zwei französische Defender keine fünfzehn Meter von der Brandung entfernt am Sandstrand. Hier ist nur, wer 4x4 hat. Fantastisch.

 

Am nächsten Tag rollen wir der landschaftlich herrlichen Westküste entlang südwärts; ab und zu ein kleiner Abstecher auf kurze Schotterabschnitte. Wichtiger aber ist, dass wir jetzt langsam einer Premiere näher kommen; unserem ersten Ausflug mit den neuen Faltkajaks. Nun können wir Outdoor also auch auf dem Wasser geniessen, nicht nur auf dem Schotter.

Das Zusammenbauen der Boote dauert doch noch länger als erwartet. Wir schauen aber absichtlich nicht auf die Uhr, um uns nicht zu stressen, bis wir endlich aufs Wasser können. Beim Festzurren der Spritzdecke passiert’s schon: Schwupps, dreht es mich und ich liege im Wasser. Zwar kann ich mich auf Armlänge noch am Grund abstützen, das Boot läuft aber voll und wir müssen es zuerst wieder lenzen, bevor es wirklich losgehen kann. Mit vereinten Kräften schaffen wir es. Es ist wirklich ein Genuss, im Abendlicht bei spiegelglattem Wasser im Golf von Porto eine Runde zu paddeln.

Weiter südlich nehmen wir eine Einladung von zuhause an, einen Offroad Kollegen, den wir letzten Sommer in Island kennengelernt haben, in seinem Feriendomizil zu besuchen. Zwei Stunden Offroad Reise Talk – klar doch.

 

Genug Küste, wir fahren für diese Nacht in die Berge. Auf mehr als tausend Meter über dem Meer finden wir einen ruhigen Platz mit Sicht auf den unten liegenden Stausee und, nur auf der andern Seite des Kamms, Sicht auf Ajaccio.

Wir fahren weiter zu einem Hochplateau und hoffen, auf der andern Seite wieder ins Tal hinunter fahren zu können. Ausgewaschene Schotterstrasse, die im letzten Abschnitt so grob wird, dass nur noch im Kriechgang vorwärts zu kommen ist. Zeitweise müssen wir wegen Schneeresten sogar die Differenzialsperren kurz zu Hilfe nehmen. Wir kehren um und Theres nutzt das sofort für eine MTB Downhill Tour. Hat sie genug, steht sie an der Strasse und ich lade Frau und Bike wieder ein. (Bergab ist das Bike meistens schneller als ich mit dem Landcruiser).

Es wird Zeit, nun auch einmal die korsische Küche und den korsischen Wein zu probieren (streng riechenden korsischen Käse habe ich schon seit Tagen in der Kühlbox…) und suchen einen Campingplatz in der Nähe der Stadt Sartène. Obwohl mit mehreren Schilder an der Strasse schon früh angekündigt, ist er geschlossen und wir entscheiden uns für ein Hotelzimmer in der Stadt. So geniessen wir einen entspannten Abend im Garten eines Restaurants mit gutem Essen und herrlichem Wein.

Nun wäre es mal an der Zeit, eine MTB Tour zu zweit zu machen und nicht immer ich als „Materialwagen“ Fahrer. Doch leider ist heute ein Regentag. Radfahren ist abgesagt und wir ahren nach Bonifacio für ein touristisches Nachmittagsprogramm.

 

Das Wetter hat sich gebessert, so dass wir zu einer Bucht losfahren, um unsere Kajaks nochmals hervorzunehmen. Wir tragen unsere Packsäcke ein paar Meter durch die Macchia, bis zu einer phantastischen, südseeähnlichen Bucht mit türkisfarbenem, kristallklarem Wasser und beginnen mit dem Zusammenbau. Bis wir soweit sind, frischt der Wind mächtig auf und wird immer ablandiger. Schlussendlich müssen wir unsere Grenzen als Paddel Anfänger akzeptieren und machen in der Bucht ein paar „Fahrübungen“ um die Boote besser kennen zu lernen und uns an das kippelige Gefühl zu gewöhnen. Raus auf den Golf wagen wir uns nicht. Die Schaumkronen deuten auf Windstärke 4-5.

Nachmittags sind ein paar Offroad Routen ganz im Süden angesagt. Bei der ersten ist der Macchia Bewuchs so eng, dass unser Auto wieder einmal fast zu breit ist. Wir fangen uns ein paar zusätzliche Kratzer im Lack ein und müssen vor einem ausgewaschenen Steilstück kapitulieren. Später aber finden wir eine für uns passendere Piste durch ein ehemaliges Militärgebiet. Unser Nachtplatz ist wiederum hoch in den Hügeln, mit Sicht auf die Lichter von Porto Vecchio. Wir geniessen die Ruhe und die Gerüche der zahlreichen Pflanzen und Kräuter.

Dann ein letzter Tag mit Biken und Offroad Fahren. Interessant: Dieselbe Strecke ist im Mountain Bike Führer wie auch im Offroad Führer empfohlen. Also müssen wir beide ran. Bei kurzen Gegensteigungen dient der Toyota als „Zugfahrzeug“ für die Bikerin; solange es Arm und Hände aushalten. Dann die letzte, lange und kurvenreiche Abfahrt bis ans Meer. Wir sind an der Ostküste. Von hier aus geht’s am nächsten Morgen zügig im Hauptverkehrsstrom zurück nach Bastia, wo wir die Überfahrt der Fähre nach Livorno auf Deck in den Liegestühlen bei herrlicher Sonne geniessen.

 

Foto Galerie Korsika

 

Kurzfilm Korsika

 

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