Parc du Morvan, Burgund

Kurze Ferien in Frankreich mit abwechslungsreichen Offroad Einlagen - und erstmals mit den Bikes dabei


Route des grands crus
Route des grands crus
Canal de Bourgogne
Canal de Bourgogne
Schlammbad - hält den 96-er Toyota jung
Schlammbad - hält den 96-er Toyota jung
Radkeil zu gross?
Radkeil zu gross?
Kirche Pierre Perthuis
Kirche Pierre Perthuis
Tom on Bike
Tom on Bike
Wunderbarer Etang
Wunderbarer Etang
One night stand... (Standplatz für eine Nacht)
One night stand... (Standplatz für eine Nacht)
Zentimeterweise vorwärts zirkeln
Zentimeterweise vorwärts zirkeln

Wieder einmal stellte sich die typische Frage, wohin es denn gehen soll, wenn die Anfahrt wegen kurzer Ferien nicht allzu lang sein soll und man am Ort Freiheiten im Gelände geniessen kann.

 

Inspiriert durch einen Bericht im Buschtaxi Forum bot sich das Burgund an und da speziell der „Parc naturel régional du Morvan“.

 

Das Gebiet ist eine Hügellandschaft, welche zu 60% mit Wäldern bedeckt ist. Wälder und Heidelandschaften sind geschützt. Es ist der grösste Park dieser Art in Frankreich und er erstreckt sich Nord - Süd ca. 70 Kilometer und Ost-West ca. 40km. Die höchsten Erhebungen im Süden gehen auf 800-900 Meter hoch. Allgemein bewegt man sich zwischen 400 und 600 MüM. Unzählige kleine Bäche speisen eine Vielzahl natürlicher und künstlich aufgestauter Etangs.

 

Das Gebiet ist für den Tourismus erschlossen. Man findet zahlreiche Campingplätze an den Stauseen sowie grösseren Dörfern und kleineren Städten. B&B‘s und auch kleine Pensionen. Zahlreiche Bike Routen sind ausgeschildert, man wandert, reitet - … und man fährt Quad oder Enduro.

 

Dies ist besonders gut zu wissen, denn sonst würden wir uns ja kaum mit einem Geländewagen in diese Region, die sich „Naturpark“ nennt, getrauen. So aber haben wir den Eindruck, dass hier noch eine unverkrampfte Art des Zusammenlebens verschiedenster Fortbewegungsarten möglich ist.

 

Und dieser Eindruck täuscht überhaupt nicht. Erst einmal treffen wir dafür dass wir uns in einem Naturpark befinden auf relativ wenige Verbotsschilder und auf den Wegen und Pfaden auf denen wir dann unterwegs sind, treffen wir so gut wie nie auf besagte Biker, Wanderer oder Quads. Nicht einmal andere Geländewagen, ausser die paar Jungs mit ihren kleinen Suzuki Samurai die uns zu sich in ihr Offroad Gelände winken wollten. Aber da waren wir noch nicht einmal im Park angekommen.

 

Weg von der 1:100‘000 Michelin als Übersichtskarte navigieren wir uns auf den 1:25‘000 Blättern des Parks hinein in die Landschaften und Wälder. Die Beifahrerin agiert als „Streckenchefin“ und stellt uns gleich zum Feierabend des ersten Tages undurchsichtigen schlammigen Herausforderungen. Verführerische aber auch tückische Schlammlöcher – und das nach so viel Trockenheit in den letzten Wochen. Dem Park scheint das Wasser und die Feuchtigkeit im Boden nie auszugehen, auch wenn man selten auf Flüsse trifft. Furten müssen schon richtig gesucht werden. Ha, morgen werde ich die Fahrerin mal vor ein paar Herausforderungen stellen, die ich aus der Karte als gestrichelte Waldpfade herauslese.

 

Klar, dass Quads engere Pfade befahren können als unser Toyota Land Cruiser. So sind eben wieder ein paar Kratzer dazugekommen, weil wo’s Spass macht, müssen wir durch. Manchmal geht aber einfach gar nichts mehr und wir können nur hoffen, dass die Rückwärtsfahrstrecke bis zum nächsten Umkehrplatz nicht allzu weit zurückliegt. Dann aber auch schlammige Trassen, wo man sich fragen muss, ob man sich durchwürgen will. Zu Fuss geht’s dann zum Erkunden, wie weit das Wühlen ginge, bis sich der Weg bessert. Oft lohnt es sich nicht hinein zu fahren, denn schon sehr bald wird es noch viel schlechter. Es erinnert uns an Rumänien: Walderntemaschinen haben die Waldwege zu richtigen Schlammfurchen-Pisten umgearbeitet. Also wieder zurück zu fahrbareren Pfaden.

 

Nach den ersten Tagen kann man die Karte immer besser lesen und weiss ziemlich genau, welche Wege „passen“. Oft sind es interessanterweise die eingetragenen Bike Routen. Sie sind selten Single Tracks und haben den Vorteil, dass sie nie in die Sackgasse führen, obschon die Sackgassen von den Karten her klar zu identifizieren sind. Die gestrichelten Waldwege (2. Kat.) sind auch die, die nie gesperrt sind, die Hauptwaldwege teilweise hingegen schon. Offenbar verhindert man damit, dass sich nicht auch noch die 4x2 Fahrzeuge in den Wald „verirren“. Gut für uns, wir haben den Wald und die Felder für uns allein. Nicht einmal andere Geländewagen treffen wir.

J4 Kunst
J4 Kunst

Doch: Als wir an einem Gehöft vorbeirollen sticht uns ein lange stillgelegter Land Cruiser J40 ins Auge. Blass die grüne Farbe, am Draht hängender Blinker, fehlende Seitenscheibe, Gras hochgewachsen drum herum. Ein trauriger Anblick. Wäre er vielleicht nochmals zum Leben zu erwecken?

 

Da uns auf den genannten Bike Strecken nie Biker (und übrigens auch keine Quads) begegnet sind, schnallen wir unsere Bikes vom Träger und „erfahren“ uns so das Gelände auf eine andere Art als schöne Abwechslung zum Sitzen im Auto. So bringen wir unsere beliebtesten Tätigkeiten „Zweiradlern“ und “Allradlern“ in einer neuen Art unterwegs zu sein zusammen.

 

Heute überrascht uns ein Etang mitten an einer kaum befahrenen Asphalt Strasse mit seinen wunderschönen Spiegelungen der Uferbäume. Ein Platz für eine Mittagsrast mit Baguette und französischem Weichkäse. Den Burgunder Wein sparen wir uns für den Abend auf.

 

Standplätze zu finden ist einfach. Ausser dort, wo Kuhweiden sowohl durch die im Park üblichen Hecken (ein Paradies für Singvögel) als auch durch Weidezäune abgegrenzt sind. Sonst aber genügen schon wenige hundert Meter weg von einer asphaltierten Strasse und man ist für sich allein. Niemand kommt vorbei. Abends zirpen hunderte von Grillen, die Nächste sind still und am Morgen wird man von Vogelgezwitscher geweckt. Herrlich.

 

So gleiten unsere Ferientage dahin; ein lockerer Rhythmus von fahren und rasten. Die Etappen sind kurz, meist klar weniger als hundert Kilometer am Tag und so kommt nie Stress auf. Noch eine Auswahl regionaler Produkte – im Burgund gibt es nicht nur den Wein – eingekauft und schon sind wir zurück auf der Autobahn und in wenigen Stunden zurück in der Schweiz.