Australien - Red Centre Tour


Chambers Pillar
Chambers Pillar

Start in Alice Springs

Überrascht schauen wir nach draussen. Ein weisses Buschtaxi rollt auf den Innenhof unseres Motels in Alice Springs. Sibylle von RMS Travelcars überbringt uns unser Mietfahrzeug für die nächsten zwölf Tage, welches sie eigenhändig von Adelaide hierher gefahren hat. Wenn das kein Service ist.

Also machen wir gleich die Fahrzeugübernahme. Das geht zügig, denn wir wissen ja, was anders ist als bei unserem eigenen Auto und daher erklärt werden muss. Wie geht das mit dem Zusatztank? Wo sind die 12V Steckdosen? Wo ist das Zusatzmaterial? Wie baut man um für die Liegefläche? Dann noch ein paar Papiere ausgefüllt und das Abnahmeprotokoll unterschrieben. Es kann losgehen.

Noch nicht ganz: Bald stehen wir im Supermarkt und beladen den Einkaufswagen mit Nahrungsmitteln für zwölf Tage. Denn es ist unsicher, wo wir unsere Vorräte aufstocken können. Dazu gehören auch 30 Liter zusätzliches Trinkwasser, welches wir neben dem gefüllten 40 Liter Wassertank (Brauchwasser, Notfalltrinkwasser) mitführen. Dann noch beide 90 Liter Dieseltanks füllen, was uns für die nächsten 1200 Kilometer Bewegungsfreiheit geben sollte. So rollen wir am frühen Nachmittag von Alice aus südwärts; nicht ohne noch ein paar Mal den Kopf nach fantastisch ausgerüsteten 4x4 Fahrzeugen umzudrehen. Unglaublich, was hier alles an Top-Geländefahrzeugen herumfährt.

 

Kurz ausserhalb der Stadt verlassen wir den Asphalt für die nächsten Tage und gewöhnen uns auf den ersten Kilometern Schotterstrasse ans Fahren mit weniger Bodenhaftung, was je nach Sandanteil der Strasse auch in ein leichtes „Schwimmen“ ausarten kann. Nur langsam sich an die Reisegeschwindigkeit herantasten, denn auf Schotter gelingt es viel einfacher, das Auto auf den Kopf zu stellen. Bald schon ist eine erste Pause fällig. Unsere Kinder (junge Erwachsene von 18 und 20 Jahren) müssen sich langsam an die etwas engen Verhältnisse auf der Rücksitzbank des Toyotas gewöhnen. Denn da will auch noch die 40 Liter Kühlbox Platz haben.

Später wird die Strasse langsamer: Sand und Wellblech. Ich muss den Reifendruck reduzieren, damit das etwas besser auszuhalten ist. Wir sind jetzt eingetaucht in den Outback Australiens, das Red Centre. Roter Sand, blauer Himmel, grüne Eukalyptusbäume. Herrlich, durch diese Landschaft zu fahren. Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang erreichen wir Chambers Pillar, ein Felspfeiler, der als Landmarke aus der sonst flachen Umgebung heraussticht. Die einzelnen Plätze des Campings sind weit auseinander, so dass wir das Gefühl haben, allein da zu sein. (Keine Duschen, kein fliessendes Wasser, Abfall selbst mitnehmen) Später zeigt sich, dass vier weitere Fahrzeuge den Weg hierher gefunden haben. Wir erleben einen ersten wunderschönen Sonnenuntergang. Dann bricht rasch die kalte Nacht herein. Unser Stück Lamm vom Feuer essen wir schon dick in Faserpelz und Goretex Jacken gehüllt.

Südwärts an den Rand der Simpson Wüste

Am Morgen noch den Obolus für den Campground in die Box werfen und eine erste OK Meldung vom SPOT nach Hause senden. Dann folgen wir dem „Old Ghan Heritage Trail“ . Die Strecke folgt der ehemaligen Trasse des Zuges, welcher Adelaide mit Alice Springs verbindet. Hier treffen wir immer wieder auf Ruinen aus dieser vergangenen Eisenbahnzeit. Um die Dampflokomotiven mit Wasser versorgen zu können, wurde das Wasser des artesischen Beckens angebohrt und hochgepumpt. Alte Wassertürme zeugen noch davon. Wer auf dieser Strecke fährt, muss auch immer wieder alten rostigen Bahnschwellennägeln ausweichen, die auf der Piste liegen. Wie die angebrachten Informationstafeln erklären, muss der Aufwand für die Erstellung der Geleise und den Betrieb einer solchen Strecke extrem schwierig gewesen sein und auch immer wieder Menschenleben gekostet haben.

Die Piste ist sandiges Wellblech, das aber leider auf Grund der Enge des Tracks nicht mit den sonst üblichen 80kmh befahren werden kann, sondern nur mit 40-50. Daher ist der Schüttelfaktor zum Teil fast unerträglich. Man hat das Gefühl, dass einem das Auto unter dem Hintern auseinanderfällt.

Das letzte Drittel des Tages fahren wir ostwärts an den Rand der Simpson Wüste. Wir erkennen dies auch daran, dass die Piste immer häufiger die nord-südwärts verlaufenden Dünen überqueren muss. Unser Übernachtungsplatz ist „Old Andado Homestead“, eine alte, nicht mehr betriebene Farm wo Molly Clark – ein wahres Outback Original – zuletzt Gäste empfangen hat. Seit sie nicht mehr hier ist – sie ist letzten Herbst mit 92 Jahren in einem Altersheim in Alice Springs gestorben – bietet einem der Care Taker der Property ganz nach der Tradition Mollys einen Willkommenstee an. Hier draussen gibt es sogar warme Duschen. Man wird aber darauf hingewiesen, mit dem Wasser möglichst sparsam umzugehen. Dies betrifft auch die Toilette. Es ist Saison für Offroad Reisen in diese Gegenden und so sind am Abend circa 10 Fahrzeuge auf dem Vorplatz der Farm vereint. Diese Homestead wird von Freiwilligen weiterbetrieben und das Haus, in dem Molly lebte – ein eigentliches Museum – kann besichtigt werden. Alles ist so, als ob die ehemalige Bewohnerin nur schnell nach draussen in den Garten gegangen wäre. Es ist für uns aber nicht vorstellbar, wie man hier draussen den Sommer (jetzt ist es ja Winter) mit Temperaturen an der 50 Grad Marke überleben konnte. Denn Klimaanlage ist Fehlanzeige.

Pubs und Quellen am Rand der Wüste

Am nächsten Tag erreichen wir nach rund zwei Stunden Fahrt ein Schild, das verkündet, dass wir jetzt die Grenze vom Northern Territory nach Südaustralien passieren. Ein Höhepunkt auf einsamen Outbackpisten. Kurze Zeit später erreichen wir das Mt. Dare Hotel, welches als der abgelegenste Pub Australien’s gilt – zumindest bei den 4WD Fahrern. Tatsächlich findet man hier, einer Zivilisationsoase gleich, einen Pub mit Tankstelle, kleinem Laden, Campingmöglichkeit, mechanischer Werkstätte. So ist Mt. Dare tatsächlich der erste Kontakt mit der Zivilisation für diejenigen, die die rund fünftägige Ost-West Durchquerung der Simpson Wüste hier abschliessen. Schön, hier einzukehren und sich an einem für Australien typischen Beef Pie gütlich zu tun.

Nach weiteren eineinhalb Stunden Fahrt erreichen wir Dalhousie Springs, eine warme Quelle, welche einen kleinen See bildet, in dem man baden kann. Das Wasser, das aus dem artesischen Becken heraufgedrückt wird, hat konstant 37 Grad Celsius. Wir richten uns kurz ein auf dem dazugehörigen Campingplatz und geniessen dann das herrlich warme Wasser.

Das Wasser zieht natürlich auch Tiere an. Die von den Bäumen kreischenden Kakadus stören uns weniger, als die doch etwas lästigen Fliegen. Nach Sonnenuntergang und in der Dämmerung erfolgt die intensive Attacke der Moskitos, die aber abflaut, sobald es richtig dunkel ist. Wie schon in der ersten Nacht staunen wir in den klaren Südhimmel. Die Anzahl der Sterne und deren Klarheit sind einzigartig. Man kann sich kaum satt sehen.

Wir staunen etwas, dass es an einem Ort wie hier, wo es genügend Wasser und erst noch warm sowie den ganzen Tag wolkenlosen Himmel und somit Sonnenwärme gibt, nur kalte Duschen gibt.

Es fällt uns auf, dass die Strässchen des Campingplatzes zum Teil tiefe Fahrspuren haben. Später klärt uns der Ranger auf: Wenn hier – wie vor zwei Wochen – nur 5mm Regen pro Quadratmeter fallen, verwandeln sich die staubigen Erdstrassen in unpassierbare Schlammwege. Die Autos werden sofort unsteuerbar und oft muss in solchen Situationen mehrere Tage gewartet werden, bis das Ganze etwas abgetrocknet hat. Schwierig sich das vorzustellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat.

 

Mittlerweile haben wir auch eine Routenänderung beschlossen. Statt bis zum Lake Eyre südwärts zu fahren, werden wir nur bis Oodnadatta fahren. Runter bis zum Salzsee und wieder zurück wären 260km dieselbe Strecke. Dafür ist uns das Ziel, den See zu sehen, doch etwas zu weit und zu wenig wichtig.

Painted Desert
Painted Desert

Die Fahrt nach Oodnadatta ist im ersten Teil bis Hamilton recht langsam und zäh. Der Strassenzustand wechselt oft. Abwechslung bringen auf dieser Strecke die Ruinen von Dalhousie, wo noch zur vorletzten Jahrhundertwende Siedler ihr Glück in einer der abgelegensten Gegenden Australiens versucht haben. Dann treffen wir erstmals auf einen einsamen, abgemagerten Dingo, der durch die Steppe streicht. Bald darauf ein weiterer, der sich in der Nähe eines Tierkadavers – vermutlich ein totes Rind – herumtreibt. Im Hintergrund auf einem Baum hocken zwei Adler die darauf warten, einen Bissen davon abzubekommen.

Ab Hamilton Homestead wird die Piste breit und sie ist gegradet. Das heisst, dass unsere Fahrgeschwindigkeit so um die 80 kmh liegt. Jedoch ermahnen uns die „CREST“ Schilder in regelmässigen Abständen, die Geschwindigkeit über die Kuppe zu senken und ganz links zu fahren, falls doch einmal Gegenverkehr – es könnte ein Road Train sein – kommt.

Bald erreichen wir das berühmte PINK ROADHOUSE von Oodnadatta. Oodnadatta ist tatsächlich eine kleine Ortschaft im Outback. Und das Roadhouse, in dem man sich versorgen kann, tatsächlich ganz PINK gestrichen. Als wir uns im Pub erfrischen, taucht draussen ein Road Train auf. lch lasse ihn majestätisch an meiner Fotokamera vorbeiziehen.

 

 

Painted Desert und Abschluss der Dirt Road Strecke

Wir fahren weiter in Richtung „Painted Desert“ – dem nach Prospekt bestgehüteten Geheimnis Südaustraliens was Sehenswürdigkeiten betrifft. Doch bevor wir dort sind erwischt es uns auf der Piste: ein winzig kleiner Stein, aufgewirbelt von einem entgegenkommenden Fahrzeug, triff unsere Frontscheibe und innert weniger Minuten bildet sich ein ca. fünfzehn Zentimeter langer Riss. Mit RescueTape, das ich von zu Hause mitgebracht habe, klebe ich den Riss etwas, in der Hoffnung, ihn stabilisieren zu können. Eine Weile lang fahre ich wie auf Eiern weiter, ständig den Riss beobachtend. Es hält.

Zur richtigen Fotolichtzeit – nämlich gegen Abend - erreichen wir Painted Desert. Also passend für ein paar farbintensive Fotos. Wir übernachten auf dem Campingplatz des Arkaringa Homestead. Bei uns würde man das „Camping auf dem Bauernhof“ nennen. Die tiefstehende Sonne steht in einem idealen Winkel und leuchtet in die Dusche hinein. So lasse ich alle Türen und Vorhänge beim Duschen offen, um die sinkende Sonne zu geniessen. Einzigartig. In der Nacht hält der Hofhund – wir nannten ihn „Hundi Pfundi“, Wache und stellt mit seinen regelmässigen „Bellrunden“ die ganze Nacht hindurch sicher, dass die Dingos vom Hof weg bleiben.

Wir wollen die Morgensonne für Fotos in der Painted Desert nutzen und fahren nochmals zurück. Danach sind es rund achtzig Kilometer bis zum Asphalt des Stuart Highway. Unterwegs sehen wir endlich einmal ein paar Kängurus in freier Wildbahn.

Beim Einbiegen auf den Stuart Highway haben wir eine wichtige Entscheidung zu treffen: Man kann nordwärts oder südwärts fahren. Wir wählen nordwärts. Beim Stopp am nächsten Roadhouse füllen wir Diesel und Wasser auf. Auch die Reifen müssen für die nun folgende Asphaltstrecke wieder härter gepumpt sein.

Dann folgen monotone Kilometer bis wir nach mehreren Stunden und einem erneuten Übertritt ins Northern Territory wieder westwärts auf die Mulga Park Road (ex Gunbarrel Highway) und somit auf eine Schotter/Sandpiste abbiegen können. Trotz Naturstrasse sind wir kaum langsamer unterwegs. Nur Konzentration braucht man mehr und muss ständig das Auto auf Spur halten. Die tief stehende Sonne macht die Sicht immer mühsamer. Gemäss Karte können wir in Mulga Park (ein paar Häuser) einen einfachen Campingplatz erreichen. Ist aber nichts. Die Bauersfrau sagt uns, dass viel Reisende nachfragen, dies aber noch nie der Fall gewesen sei. Also schlagen wir uns halt beim Eindunkeln gleich neben der Piste in die Büsche.

Uluru
Uluru

Uluru, wir kommen

Kurz nach unserem Start am nächsten Morgen passieren wir Mt. Conner, einen Tafelberg, der auf der Anfahrt zum Uluru (Ayer’s Rock) liegt und oft mit diesem verwechselt wird. In Yulara (Ayer’s Rock Resort) schlägt uns Zivilisation und Tourismus entgegen. Krass. Hier haben wir den direkten Vergleich zu unserem letzten Besuch vor einundzwanzig Jahren: Damals führte eine Staubpiste um den Fels. Heute ist alles asphaltiert. Der Eintritt in den Nationalpark kostet einhundert Dollar für uns vier Erwachsene.

Wir fahren rund um den Rock, halten ein paar Mal an für kurze Spaziergänge. Dann ist es Zeit, sich in der Sunset Viewing Area einzufinden und einen Parkplatz zu ergattern, welcher gute Fotos des abendlichen Lichtspiels am Fels zulässt. Dutzende Touristen sind schon vor uns da. Wir sind aber die einzigen, die diesen Sonnenuntergang auch mit einem Sundowner begiessen. Endlich wiedereinmal ein XXXX Bier nach einundzwanzig Jahren. Und das erst noch im Neopren Can Cooler. Der nächste Tag ist auch noch für diese Gegend reserviert. Wir besuchen ein Wasserloch auf der südlichen Seite des Uluru. Eigentlich haben diese Orte schon etwas Mythisches und man kann nachvollziehen, warum der Berg für die Ureinwohner heilig ist. Nur ist es heute mitunter sehr schwierig, ein paar Minuten in Ruhe an einer Stelle verharren und diese Stimmung geniessen zu können, wenn ständig japanische, chinesische und andere Touristengruppen heranschwirren, ihre Posing Fotos machen und wieder wegschnattern.

Etwas ruhiger geht es da bei den Olgas (Kata Tjuta) zu. Insbesondere, wenn man sich auf einen Walk begibt und in diese Täler zwischen den bekannten Feldkuppen eintaucht. Das Farbenspiel ist hier wieder wunderbar: Rote Felsen, blauer Himmel, grüne Eukalyptusbäume mit weissen Stämmen.

Wir belassen es bei einer Übernachtung im teuren Resort und fahren in der Abenddämmerung noch nach Curtin Springs, einer Cattle Farm, die auch ein touristisches Angebot hat. Der Campingplatz ist gratis, eine Dusche kostet drei Dollar (Wasserknappheit!). Wir geniessen eine Outback Portion Fleisch mit Chips und erfahren einiges darüber, wie man hier draussen eine Farm erfolgreich (seit 1956) führt. Dazu ist er noch „Besitzer“ des Mount Conner. Das Land ist so karg, dass es im Durchschnitt gerade mal pro Quadratkilometer für ein Rind genügend Futter abwirft. Nun, bei 4500 Quadratkilometern macht das dann halt trotzdem 3500 – 4500 Rinder die hier gehalten werden. Unglaubliche Dimensionen.

Kings Canyon
Kings Canyon

Weiter geht’s zum Kings Canyon. Hier überrascht man uns mit einem noch höheren Übernachtungspreis auf dem Campingplatz als beim Uluru. Am Nachmittag machen wir uns auf die Rundwanderung entlang des Randes der Schlucht. Wir lassen die faszinierende Landschaft auf uns wirken. Der „Garden of Eden“ ist ein schattiger Felsspalt, in dem auf Grund des ständigen Wasserloches sogar Palmen gedeihen. Leider – auch das eine Änderung zu früheren Zeiten – ist es nicht mehr erwünscht, im Wasserloch des “Garden“ ein Erfrischungsbad zu nehmen. Dies aus Respekt vor der Tradition der Ureinwohner. Das Respektieren dieser Traditionen (heilige Orte) fällt uns öfter auf. Vor zwanzig Jahren interessierte das in Australien noch niemanden.

 

Auf dem Weg ins Palm Valley nehmen wir den Merinee Loop in der Hoffnung, ein paar Kamele und wilde Pferde zu sehen. Wir haben gehört, hier draussen gäbe es diese zu Tausenden. Die Piste lässt zügiges Fahren zu und alle „Nichtfahrer“ im Auto sind angehalten, nach den Tieren zu spähen, worauf der Fahrer eine kontrollierte Vollbremsung auf Wellblech und Sand vollziehen würde. Aber schon bald geben wir auf, um ganz zum Schluss des Loops doch noch mit zwei Pferdegruppen belohnt zu werden.

In Hermannsburg – einem heruntergekommen Kaff mit vorwiegend indigener Bevölkerung - kaufen wir im Lebensmittelladen noch ein paar Vorräte ein und tanken auf. Dann geht’s auf die Flussbettstrasse zum Palm Valley, die vor Kurzen geschoben worden sein muss. Sie lässt 30-40kmh zu und hat wenige sandige Stellen die aber problemlos sind. Der kleine Campingplatz ist beinahe voll. Wir beziehen unseren Platz und wollen – da die Sonne schon wieder tief steht – noch ganz nach hinein ins Palm Valley fahren. Und dieser Track hat es nun wirklich in sich. Ich muss den doch recht schweren Troopcarrier im Reduziergetriebe durch Furten, über Felsplatten und durch tiefe Gräben steuern. Vier Kilometer insgesamt, die fast eine halbe Stunde in Anspruch nehmen. So ist es geradezu entspannend, im herrlichen Abendlicht durch das Palm Valley zu spazieren, diesen speziellen Ort, wo seit ewiger Zeit in einem sonst kargen Gebiet Palmen bis zu dreissig Meter hoch wachsen.

Flussbettfahrt Finke River
Flussbettfahrt Finke River

Finke River - Boggy Hole und „we are lost“

Am nächsten Morgen zurück in Hermannsburg finden wir die Abzweigung auf den Finke Gorge Track problemlos. Es ist wirklich super, wie im Northern Territory die 4x4 Strecken am Startpunkt auf grossen Tafeln angeschrieben sind. Danach folgen in regelmässigen Abständen kleine Wegweiser sowie Schilder mit der Aufschrift „Territory 4x4“. Das macht die Navigation noch einfacher, als sie in einer Schlucht ohnehin schon ist. Endlich machen wir ein Foto eines Autos, das sich überschlagen hat und auf dem Dach am Strassenrand liegt. Dutzende haben wir davon auf unserer Reise entlang der Pisten schon gesehen.

Der Finke River gilt als der älteste Fluss der Erde, denn er durchfliesst Gestein, welches im Kambrium (Geologisches Alter) geformt wurde. In so einer Landschaft mit dem 4x4 Fahrzeug unterwegs zu sein ist schon super. Wir geniessen es. Der Weg verläuft am Ufer des ausgetrockneten Flusses, manchmal im Flussbett. Wurzelstöcke und kleine Bäume hoch oben an den Stämmen der grossen Eukalyptusbäume zeigen, dass der Fluss auch anders kann: Nämlich zwei bis drei Meter tief und reissend. Da bleibt man lieber weg.

Jetzt aber ist es friedlich. Wir entdecken springende Kängurus hoch oben an den Felswänden der Schlucht. Dann fahren wir an Wasserlöchern vorbei, die nach dem letzten Hochwasser geblieben sind. Schwarze Schwäne leben hier. Wir passieren das Wasserloch Boggy Hole und halten Ausschau nach den Ruinen der alten Polizeistation. Was machte denn die Polizei früher hier draussen? Grundsätzlich fahren wir immer der Strecke entlang, die in besserem Zustand, also häufiger befahren ist. Die Wegweiser sind seltener geworden und wir haben auch das Gefühl, dass wir zu stark ostwärts statt südwärts fahren. Plötzlich wird es klar: wir kommen um die Ecke in einen Canyon hinein, der zusammengestürzt ist. Hier endet die Piste im Nichts. Also alles wieder zurück. Nur, bis wie weit genau? Irgendwo muss also eine Abzweigung nach links (Süden) sein, die wir verpasst haben. Beim dritten Versuch diesen Abzweiger, der weiter als bis zum nächsten Viehzaunecke führt, zu finden sind wir erfolgreich. Die Piste ist da eine feine Spur, an die wir uns erinnern, aber von der wir dachten, dass es eben einzelne Fahrzeuge waren, die hier ins Flussbett hinunter in den Sand gefahren sind. Wir nehmen uns diesen Weg mal vor und siehe da, die Wegweiser kommen zurück. Das waren 13 Kilometer ins Nichts und zurück. Nun ist aber alles wieder klar, was den weiteren Verlauf betrifft und wir kommen auch zügig voran, da wir den Finke River und sein ausgetrocknetes Bett bald verlassen. Bei Sonnenuntergang erreichen wir den Campingplatz bei den Henbury Meteoriten Kratern. Eine ruhige Ecke, wo wir zum wiederholten Mal den wunderbaren südlichen Sternenhimmel bestaunen und fotografieren können.

Glen Helen Gorge
Glen Helen Gorge

Zurück nach Alice und eine Zusatzschlaufe

„Hast du die OK Meldung schon geschickt?“, tönt es wie jeden Morgen. Wir versenden von unserem SPOT GPS Gerät pro 24 Stunden eine Positionsmeldung an unsere Angehörigen zu Hause. Dies auch als Zeichen, dass alles ok ist. Andere Optionen wären der „Hilfe“ oder der “SOS“ Knopf. Zusätzlich wird während des Tages alle 10 Minuten die GPS Position auf eine Webseite geschickt, wo die, denen wir das Passwort gegeben haben, unserer Fahrt folgen können.

 

Noch ein letzter Stopp am Stuart Highway in einem dieser überteuerten Roadhouses mit miesem Service. Dann kommt Alice in Sicht. Wir sind einen Tag zu früh, weil wir den Tag Reserve den wir eingeplant haben nicht nutzen mussten. So ist Alice ein Stopp für einen kurzen Stadtbummel mit Souvenireinkäufen. Dann geht’s zur letzten Übernachtung raus in die West McDonnell Ranges wo wir noch ein paar Wasserlöcher, die sich in den Schluchten bilden, besuchen. Unser Camp ist das Glen Helen Resort.

 

Am nächsten Morgen geht es zurück nach Alice wo wir das Auto zur Rückgabe vorbereiten. Unsere rund 3000 Kilometer lange Fahrt durch das Red Centre ist zu Ende. Was für eine Tour. Eine Rückkehr für mehr ist schon im Hinterkopf.

 

 

 

Info:

Auto

Wir fuhren einen Toyota Landcruiser HZJ78, das klassische „Buschtaxi“, mit Sechszylinder 4.2 Liter Diesel. Das Auto hatte 385‘000 Kilometer auf dem Zähler und war in einem Topp Zustand, so dass wir keinerlei Probleme hatten. Den Dieselverbrauch haben wir nicht gemessen. Das Auto war mit einem 40 Liter Wassertank und zwei 90 Liter Dieseltanks ausgerüstet, was eine Reichweite von rund 1200 Kilometern auf Outbackpisten ergab.

 

Navigation

Wir haben die Reise mit dem Garmin 60 aufgezeichnet. Keine elektronischen Karten, jedoch zwei Blätter aus der Kartenserie „Great Desert Tracks“ von HEMA. Für die Route durch die Finke Gorge und Boggy Hole hatten wir noch eine Plankarte aus dem Internet heruntergeladen und als Hardcopy dabei. Für diese Route waren wir so ausreichend ausgerüstet.

 

Sicherheit

Nebst dem erwähnten SPOT Gerät hatten wir einen Notsender des Vermieters dabei, sowie ein Satelliten Telefon von Thuraya.

 

4x4 in Australien

Wir finden, Australien ist ein wahres Offroad und Geländewagen Paradies. Das beginnt schon in Städten wie Perth, wo mehr Geländewagen als SUV unterwegs sind. Kommt man aber in abgelegene Städte wie Alice Springs, kann man sich gar nicht mehr satt sehen an all diesen topausgerüsteten Fahrzeugen. Offenbar gibt es auch in Australien klare Vorschriften, wie weit man die Autos „entwickeln“ kann. Der Unterschied sind offenbar aber die Prüfstellen, die doch oft beide Augen zudrücken müssen, wenn man die Höhen der Fahrzeuge und die Reifendimensionen sieht.

Ein Muss war da für Tom der Besuch im örtlichen ARB Shop, wo er sich – quasi als Offroad Souvenir – einen „Luftablasser“ von ARB kaufte. Als der Verkäufer seine Begeisterung spürte, deckte er ihn noch mit Schlüsselanhänger, Katalogen und Zeitschriften ein. Wenn wir schon von Zeitschriften sprechen: An den Kiosken Australiens ist jeweils ein Regal für 4x4 Zeitschriften aller Ausprägungen reserviert. Klar, dass Tom sich da ein paar Mal eindecken musste, was das Gewicht des Reisegepäcks für den Rückflug doch arg an die Gewichtslimite brachte.