Ankunft und Start
Kurz nachdem wir das erste Hindernis, die personalknappe Einreisekontrolle des Mini-Airports von Maun, erfolgreich hinter uns bringen können, treffen wir wie vereinbart die Kontaktperson des Autovermieters. Zu Fuss gehen wir wenige Minuten und sehen schon die beiden Toyota LandCruiser HZJ79 Doppelkabine Pickups bereitstehen, welche uns in den kommenden drei Wochen Botswana zeigen sollen. Dadurch, dass wir solche Fahrzeuge kennen, wird die Übergabe erleichtert. Wir haben die heiklen Punkte, die wir kontrollieren wollen, im Kopf und zusätzlich auch noch auf einer Checkliste aufgeschrieben. Wir schauen uns die Autos an. Sie scheinen in Ordnung zu sein. Aber natürlich gibt es immer Dinge, wo man sich auf den Vermieter verlassen können muss, so zum Beispiel, ob die Gasflaschen voll sind. Dann der Fehlstart: Mein Motor startet nicht. Man hat mir nicht erklärt, dass ich am Schlüssel noch ein Knöpfchen (die Wegfahrsperre) drücken muss, damit der 4.2 Liter Diesel anspringen kann. Jetzt also los.
Wir wollen an diesem Samstag noch möglichst viele Vorbereitungen abschliessen, um am Sonntag zeitig unterwegs zu sein, denn es steht die Fahrt zum Central Kalahari Game Reserve an. Schon zuhause haben wir uns Gedanken gemacht, wieviel wir für vier Personen und etwa zehn Tage einkaufen müssen, bis wir wieder mit Sicherheit in einem grösseren Lebensmittelladen nachbunkern können. Also rein in den SPAR. Vollgestopft mit Essen und Trinkwasser fahren wir zur Thamalakane Lodge, wo wir die erste Nacht verbringen und uns in herrlichen, afrikanisch gestalteten Hütten mit einem tiefen Schlaf etwas von der Anreise erholen können.
Bevor wir Maun verlassen, werden alle Treibstoff Tanks randvoll gefüllt; insgesamt 180 Liter Diesel, verteilt auf 140 Liter im Haupttank und zweimal zwanzig Liter in Kanistern auf dem Dach. Nebst Trinkwasser in 5 Liter Kanistern hat auch jedes Auto noch 50 Liter Wasser im eingebauten Tank und 20 Liter Wasser in einem Schweizer Militärwassersack dabei, denn die Campingplätze in Botswana bieten kein Wasser an. Wer duschen will, muss das Wasser selbst mitbringen.
Wir wollen noch Bier und Wein einkaufen. Ist aber Fehlanzeige, da die Bottle Shops am Wochenende geschlossen sind.
Schon bei der Ankunft haben wir gesehen, dass entlang der Hauptstrasse Brennholzbündel angeboten werden. Auf dem Weg ostwärts aus Maun heraus suchen wir sie dann aber vergeblich. Offenbar ist das nur ein Angebot auf der Nordzufahrt zur Stadt.
Nach sechzig Kilometern wird es zum ersten Mal spannend: Veterinary Fence (Veterinärzaun). Hier, so haben wir gehört und gelesen, wird kontrolliert, ob man kein Fleisch dabei hat. Die Kontrolle läuft professionell ab. Der Beamte erklärt uns, was sie hier tun und was wir tun müssen. Wir laufen also mit unseren Schuhen durch ein Desinfektionsbad für die Sohlen und zeigen, dass wir in der Kühlbox kein Fleisch mitführen. Erledigt.
Central Kalahari Game Reserve
Bei Rakops endet der Asphalt. Wir biegen auf die Sandpiste zum Central Kalahari Game Reserve ein. Der Reifendruck ist reduziert. Ich fahre vorne, G. und A. unsere Reisepartner, die Offroad Neulinge, sind hinter uns. Per PMR Funk kann ich so nach hinten Fahranweisungen geben. Learning by doing für G.. Schon nach wenigen Kilometern erwischt es jedoch mich. Einen kurzen Moment den falschen Gang eingelegt und zu wenig rasch runtergeschaltet und ich stehe im Sand. Kein gutes Vorbild für G.. Ich kriege das Auto aber mit Hinterachssperre und Untersetzung wieder frei. Jetzt also besser aufpassen.
Nach einer Stunde erreichen wir das Matswere Gate, den Parkeingang. Als wir nachfragen, wie weit es noch zu dem uns zugewiesenen Campingplatz sei, stellen wir fest, dass wir in die Nacht hineinfahren müssen. Nicht unbedingt, was wir lieben. Hier gibt es dann auch Brennholz zu kaufen. Wir decken uns ein. (Holz sammeln ist im Park verboten.)
Langsam bricht die Nacht herein über dem Deception Valley der Kalahari. Die Lichter eines entgegenkommenden Fahrzeugs werden grösser. Der Fahrer berichtet uns, dass es circa sechs Kilometer weiter unmittelbar neben der Piste Löwen hat. Spannend, aber wie sollen wir die in der Dunkelheit sehen? Doch tatsächlich, nach etwa sechs Kilometern taucht da wirklich ein ausgewachsener männlicher Löwe im Scheinwerferlicht auf. Einfach zu sehen, denn er liegt mitten auf der Piste. Wir stoppen, beobachten. Foto und Video leider Fehlanzeige; zu dunkel. Langsam rolle ich dann an ihm vorbei in vielleicht zwei Metern Abstand. Da springt er auf, faucht und geht weg von der Piste. Eindrücklich, faszinierend. Später erreichen wir unsere Campstelle und bauen im Licht von Scheinwerfern und Taschenlampen auf. Wir wagen uns kaum weg von den Autos. Wer weiss, wieviele Löwen sich da draussen in der Nacht noch tummeln.
Der Morgen lässt uns ein erstes Mal die Kälte spüren. Es braucht Überwindung, um aus dem Schlafsack zu kriechen. Die nächsten Tage durchkreuzen wir das Deception Valley und das Passarge Valley und halten ständig Ausschau nach Tieren. Natürlich beim Stoppen an Wasserlöchern, aber auch einfach während der Fahrt. Grosse Schreitvögel, Strausse, Springböcke, Oryx, aber auch Schakale sind anzutreffen. Man berichtet von Geparden. Wir sehen jedoch keine. Wir geniessen die Landschaft mit ihrer Abgeschiedenheit. Die Kalahari ist zu dieser Zeit sehr ausgetrocknet.
Diesel wird knapp
Zurück in Rakops fragen wir an der Tankstelle nach, ob es Diesel gibt. Fehlanzeige. OK, wir haben im Moment ja noch genug; wollten einfach frühzeitig wieder auffüllen. Unser Ziel ist der Campingplatz „Tiaan’s Camp“ in Khumaga. Wir sind gespannt, was da auf uns wartet, denn Khumaga am Ufer des Boteti ist nichts als ein sandiges, staubiges Nest, wo einem aber wie überall in Botswana die Einwohner freundlich zuwinken. Immerhin machen wir bei der Durchfahrt noch eine Bäckerei aus, wo wir uns am nächsten Tag mit frischem Brot eindecken können.
Tiaan’s Camp ist ein herrlicher Campingplatz, der von Südafrikanern und europäischen Overlandern besucht wird. Wir melden uns für das Nachtessen an und können beim Sundowner von der Dachterrasse aus Elefanten beim Schlammbad im Boteti beobachten. Der Fluss führt zu dieser Jahreszeit kein Wasser. Die Fähre ist auf einer Sandbank stillgelegt. Es wird also auch nichts mit einer Wasserdurchfahrt. Die steile, sandige Uferauffahrt wird dennoch zum beinahe unüberwindlichen Hindernis für einen einheimischen Toyota Pickup. Wir steigen kurz aus und helfen mit Schieben und Aufsitzen am Heck, dass er besseren Grip hat und es auch aus dem Flussbett hinaus schafft.
Schon nach kurzer Fahrt im Makgadigadi Nationalpark ist Elefanten-Alarm. Die kommen von rechts in zügigem Tempo auf unsere Autos zu und wollen runter zum Fluss. Wir wenden, folgen ihnen und können sie dann ganz aus der Nähe beim Trinken und sich Waschen beobachten. Später gibt es für Theres kein Halten mehr: Sie klettert mitsamt Stativ und grösstem Teleobjektiv aufs Dach, um eine Giraffenfamilie fotografisch einzufangen. Unser Ziel ist der Nxai Nationalpark mit den Baines Baobabs, dieser berühmten, ja fast mystischen Gruppe von Affenbrotbäumen. Wir geniessen diesen Ort und sind ebenso begeistert von der uns zugewiesenen Campstelle: Unsere zwei LandCruiser gemeinsam zwischen zwei Baobabs. Absolut fantastisch.
Am nächsten Tag bestätigen uns die Park Ranger bei der Ausfahrt, dass es in Gweta keinen Diesel gibt. Zumindest nicht an einer Tankstelle, eventuell von einem Camp, wobei die ja ihren Diesel auch zuerst mal für sich selbst brauchen. So lautet die Lösung unserer Dieselknappheit zweihundert Kilometer Zusatzweg nach Nata und zurück zum Camp „Tree Island“. Wir entleeren den letzten Kanister in den Tank und sollten es mit einer gewissen Reserve nach Nata schaffen. Schon bald wird die Fahrt aber von der Polizei gestoppt. Busse wegen zu schnellem Fahren im Nationalpark. 80kmh ist die Limite. Wussten wir nicht und wurden mit 95kmh „geschossen“. Macht 440 Pula (40 CHF). Die Polizisten sind sehr freundlich und korrekt. Sie stellen eine offizielle Quittung aus. Wir staunen über ihre moderne Ausrüstung, mit der sie offenbar auf einen Kilometer Distanz „schiessen“ können. Auch sie bestätigen uns, dass es in Gweta keinen Diesel gibt. Seit Jahren sei man schon in Diskussion mit Shell, wieder eine Tankstelle zu erhalten. Aber das rechnet sich wohl nicht (mehr). Nach diesen zweihundert Kilometern hin und zurück zum Tanken geht’s dann wieder vom Asphalt ab zum Camp „Tree Island“. Völlige Einsamkeit draussen in der Savanne. Wir sind die einzigen Autos hier draussen und geniessen einen herrlichen Sonnenuntergang und eine für uns Europäer ungewohnte Stille. Wenn man in der Nacht erwacht, hört man in die Stille hinein, ob man nicht doch irgendetwas hört. Nichts.
Salzpfannen Fahrt
Der Weg von Tree Island nach Kubu Island sei etwas anspruchsvoll zu finden, hat man uns gesagt. Nun, wir sind ja mit Garmin Tracks4Africa und Locus Pro und der Openandromap Karte Botswana ausgestattet. Sollte also zu schaffen sein. Quer im Weg liegt einzig ein privates Konzessionsgebiet, das man als Normaltourist nicht durchfahren darf. Die Gäste haben tausende Dollars bezahlt und wollen daher für sich sein. Egal, für uns ein paar Kilometer anspruchsvolle Navigation, bis wir dieses Gebiet, schwachen Fahrspuren folgend, umfahren haben. Umso mehr geniessen wir dann das Fahren auf den Salzpfannen und kosten es auch mit ein paar speziellen Fahrmanövern aus; wenn schon mal Platz ist.
Obwohl es zügig vorangeht, erreichen wir erst kurz vor Sonnenuntergang Kubu Island. Es reicht aber noch für ein paar Fotos der Sonne, tief über der Salzpfanne Sowa Pan stehend. Eigentlich wäre es schön, hier einen Tag zu rasten. Leider haben wir das nicht so geplant. Vielmehr steht uns eine längere Überführungsetappe, ganz an die Nordgrenze, nach Kasane bevor. Daher wollen wir früh los. Beim Brennholz kaufen empfiehlt uns der Einheimische, dem Zaun entlang bis zur Sowa Pan raus zu fahren und dann immer am Rand der Pfanne nordwärts, bis wir die Asphaltstrasse wieder erreichen. Das sei einfacher und schneller als die „Inlandroute“. Wir folgen dieser Empfehlung und haben riesigen Spass, mit bis zu siebzig Stundenkilometern auf der Pfanne zu fahren. Man muss jedoch auf der Hut sein, denn öfters sinkt das Auto in dem Salz – Sand Gemisch unerwartet ein und dann gilt es rasch ein paar Gänge tiefer zu schalten, um genügend Drehmoment zu haben. Am Rande der Asphaltstrasse beobachtet uns später eine Gruppe Jugendliche beim Aufpumpen der Reifen auf Normaldruck. Nata lassen wir dieses Mal links liegen. Der Diesel reicht bis Kasane.
Kasane – Chobe Nationalpark
Unsere Oase in Kasane heisst „Garden Lodge“. Hier ist Halbzeit und wir gönnen uns zwei Nächte in einem richtigen Bett. Nach rund zehn Tagen auf abgelegenen Wildnis-Camps, total auf uns selbst gestellt, ist es ein Genuss, wiedermal richtig zu duschen, bekocht zu werden und hier gibt’s wiedereinmal ein Bier. Nun wollen wir quasi als Hotelgäste die Fahrten in den Chobe Nationalpark geniessen. Es beginnt am Morgen mit einem Game Drive hinten auf einem Toyota LandCruiser. Den ganzen Morgen fahren wir entlang dem Chobe River. Unglaublich diese Tiervielfalt, diese Landschaft. Schon sind wir drin im eigentlichen „Safari Modus“. Nach dem Game Drive zurück in der Lodge, steht das Mittagessen bereit und dann ist noch etwas Zeit für Siesta, bis um drei Uhr der River Cruise beginnt, der uns die Tierwelt dieses Mal vom Wasser aus präsentiert. Dies im Detail zu beschreiben würde den Rahmen sprengen. Höhepunkte sind aber die auf den flachen Fluss Inseln grasenden Elefanten, die unberechenbaren aber auch trolligen Flusspferde, die Wasserbüffel, die Begegnung Angesicht zu Angesicht mit grossen Krokodilen und als Abschluss das Erlebnis eines afrikanischen Sonnenuntergangs mitten auf dem Fluss. Kitschig und schön zu gleich. Nach Einbruch der Dunkelheit beobachten wir zwei Flusspferde, wie sie auf dem Rasen der Lodge grasen.
Am nächsten Morgen steht erneut ein Game Drive an. Keine zwei Game Drives sind gleich: Wo gestern Affen waren, ist heute nichts. Wo gestern Elefanten waren, grast heute eine Säbelantilope. Wir beobachten eine Elefantenfamilie auf den letzten Metern vom Bush zum Chobe Fluss um zu trinken. Da sie dazu noch die Piste überqueren müssen, beobachten sie uns lange, bevor sie sich auf die andere Seite wagen. Fussgänger halt. Aber sie wollen so auch ihre Jungtiere schützen und ihnen zeigen, wo Gefahren liegen könnten.
Dann ist Mittagessen in der Lodge, denn man will uns nicht gehen lassen, bis wir alles erhalten haben wofür wir bezahlt haben. Grosse Gastfreundschaft.
Bevor wir jedoch Kasane verlassen, müssen wir unsere Tanks (Diesel und Wasser) bis an den Rand füllen. Bis wir in Maun wieder eintreffen, gibt es keine Tankstelle mehr. Und das sind doch mehrere hundert Kilometer überwiegend tiefsandige Pisten, wo der Verbrauch recht hoch schnellt. Das heisst aber auch nochmals in den Supermarkt und für rund 10 Tage alles, was vier Personen so brauchen einzukaufen und möglichst rüttelsicher im Auto zu verstauen. Zum Abschluss noch fünf Liter guten südafrikanischen Rotwein im Tetra Pack gekauft. Dann kann‘s wieder losgehen.
Da es aber schon spät geworden ist, passt es gut, dass wir nur rund 80 Kilometer Asphalt zurücklegen müssen, bevor wir für eine Nacht im Muchenje Camp, kurz nach Ngoma Bridge, stoppen.
Savuti Tage
Kaum wechseln wir wieder von Asphalt auf Sandpiste, fahre ich mich schon an der ersten Steigung fest; schaffe es aber wieder mit Untersetzung und Sperren raus.
Gegen Mittag erreichen wir schon Savuti, diesen für seine Wildtiere berühmten Ort im Chobe Nationalpark. Gleich nach dem Eingangstor schon eine Elefantenherde an einem Wasser- und Schlammloch und später, kurz vor dem Camping, wieder ein Wasserloch direkt an der Piste mit einem Dutzend Elefanten. Es ist jeweils sehr interessant zu verweilen und zu beobachten, wie sich das Geschehen entwickelt. Einerseits innerhalb einer Elefanten Herde, aber auch wenn andere Tiere sich der Wasserstelle nähern.
Hier in Savuti wollen wir erneut auf „Safari Modus“ umstellen. Wir bleiben drei Nächte. So beginnen wir uns mal mit einer Siesta auf dem Campingplatz einzustimmen. Dabei hilft auch der erste Besuch eines Elefanten, der sich in den nächsten Tagen als der „Campingplatz-Elefant“ herausstellen wird. Wir räumen Früchte weg, damit er nicht auf die Idee kommt, unsere Zelte und das Auto zu durchsuchen. Dann ist es ganz entspannt mit ihm. Er bewegt sich durch die Camps, schüttelt kräftig die Bäume und frisst die heruntergefallenen Früchte. Später verlassen wir das Camp ein erstes Mal für eine Pirschfahrt und erste Erkundung. Allzu viele Tiere entdecken wir aber nicht. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit sind wir wieder im Camp. Wir beschliessen, es am morgen früh wieder zu versuchen und kriechen bei Dunkelheit und Kälte aus den Schlafsäcken. Das Frühstück ist kurz, denn wir wollen spätestens bei Tagesanbruch unterwegs sein. Wir erkunden neue Pisten und plötzlich sehen wir ein paar hundert Meter vor uns etwa sechs Fahrzeuge an einem Wasserloch. Da muss etwas los sein. Als wir näher kommen sehen wir, dass es Löwen sind, die an einem erlegten Wasserbüffel fressen. Wir suchen uns einen guten Fotoplatz mit dem Auto und staunen. Wir zählen zehn Löwen über vier Altersgruppen. Während die alten Männchen schon circa vierzig Meter vom Kadaver entfernt mit dicken Bäuchen ihr Verdauungsnickerchen machen, sind die Weibchen nun mit Fressen dran. Die Jungen (Kleinkinder und Jugendliche) blödeln auf dem toten Büffel herum und versuchen auf dem einen Horn und dem Schädel hinunter zu rutschen. Es ist eine einmalige Szenerie. Wir schauen zu, freuen uns, machen Fotos. Wir hätten nie erwartet, so etwas zu erleben auf dieser Reise. Die Löwen verteidigen ihre Beute unmissverständlich gegen Schakale, die auf Distanz bleiben. Über eineinhalb Stunden bleiben wir da und schauen dem Treiben zu.
Am nächsten Morgen geht’s wieder bei Tagesanbruch Los. Braucht etwas Überwindung, lohnt sich aber meistens. Natürlich fahren wir zuerst wieder zu den Löwen. Könnte ja sein, dass sie noch da sind. Tatsächlich. Die beiden alten Männchen treffen wir schon hundert Meter vor dem Wasserloch, wenige Meter von der Piste entfernt. Die Sonne ist soeben aufgegangen. Die Löwenfamilie ist nun nicht mehr so dicht am Büffel Kadaver dran. Es ist ja auch nicht mehr viel davon übrig. Dafür ist Spielzeit der Eltern mit ihren Kindern. Wirklich ein Riesenspass zuzuschauen, wie die Väter mit den Kleinen herumbalgen. Später sucht sich die Familie einen schattigen Platz unter Bäumen. Aber in Sichtweite des Wasserlochs. Es könnte sich ja eine erneute Gelegenheit ergeben. Im Camp erholen wir uns von den Eindrücken. Auch der Campingplatz Elefant macht wieder seine Runde.
Am letzten Morgen in Savuti sind die Löwen weg. Nun sind die Schakale dran. Zu dritt sitzen sie zwischen den Rippen des Büffels und versuchen, letzte Fleischreste vom Skelett wegzureissen. Als nächste sind dann die Geier dran. Sie warten schon in einem Anstandsabstand, bis die Schakale weg sind.
Diese Tage in Savuti waren wundervoll. Natürlich haben wir nebst den Löwen haufenweise Elefanten, Giraffen und andere Tiere gesehen. Abends im Zelt schnauft der Campingplatz Elefant um unser Zelt herum. Schon etwas ein mulmiges Gefühl im Dachzelt.
Nun geht es weiter zum Moremi Game Reserve. Wir können die Marsh Road nehmen, die durch die Savanne führt, wenn der Savuti Fluss kein Wasser führt.
Moremi Game Reserve
Unsere erste Station ist North Gate. Wir decken uns noch mit Brennholz ein im letzten Dorf, bevor wir die Brücke über den Khwai Fluss überqueren und vor dem Gate zum Park stehen. Wir sind gespannt was uns erwartet, weil man in den Reiseführern viel von den äusserst cleveren und damit mühsamen Affen liest. Beim Mittagessen auf unserem Platz schaffte es doch tatsächlich schon eine Meerkatze trotz unserer Aufmerksamkeit, etwas vom Tisch zu klauen. Nach der bereits üblichen Siesta besuchen wir die Hippo Pools. Die Flusspferde sind aber relativ weit entfernt im Wasser. Man sieht nur hie und da die Köpfe aus dem Wasser ragen. Elefanten kommen zum Pool, um vor der Nacht nochmals zu trinken. Auf dem Rückweg fahren wir den an den Kwai Fluss grenzenden Weiden entlang. Hier grasen wunderschön gezeichnete Zebras und verschiedene Antilopenarten. Ab und zu kreuzt man andere Fahrzeuge und erkundigt sich gegenseitig, ob man „etwas“ gesehen habe. Dieses „etwas“ meint natürlich immer die Raubkatzen (Löwe, Leopard, Gepard), weil die einiges schwieriger zu erspähen sind und häufig nur alleine unterwegs sind. So ist bei einer Ansammlung von Fahrzeugen immer etwas Spezielles los. So trafen auch wir kurz vor dem Eindunkeln auf eine Gepard Mutter, die für ihren Nachwuchs ein Tier gerissen hat und es ins Unterholz gezerrt hat, zum Eigenschutz und zur Verteidigung der Beute. Hier wird es dann auch für die Fotografen äusserst anspruchsvoll, zwischen Zweigen und Baumstämmen hindurch beim Eindunkeln noch ein schönes Foto zu schiessen. Aber Hinschauen und Geniessen ist ja eigentlich viel wichtiger, als noch ein Foto zu haben. Abends im Camp ist es ruhig, ausser dass im Dorf wohl „Saturday Night Fever“ herrscht. Die Techno Beats schwappen bis zu uns herüber. Ab und zu suchen wir den Raum um das Camp mit der Taschenlampe nach leuchtenden Tieraugen ab. Da kommt eine Hyäne angetrabt, erschrickt aber ob dem Lichtstrahl und sprintet davon in die Dunkelheit.
Am Morgen sind Paviane auf dem Campingplatz unterwegs, behelligen uns aber nicht weiter, da wir unseren Platz klar „markieren“. Dazu braucht es die „Männchen“ unter uns, da ein Pavian Männchen auf weibliche Verscheuchungsversuche (ausser Steinwurf) schlicht nicht reagiert. Erstaunlich. Die erkennen den Geschlechtsunterschied bei uns Menschen. Auf der nächsten Pirschfahrten treffen wir wieder auf eine Ansammlung von Fahrzeugen. Diesmal liegt ein wunderschöner Leopard ein paar Meter neben der Piste im Gras. Nach ein paar Minuten macht er sich auf und schlendert davon ins Unterholz. Es ist fast magisch, die Tiere so in ihrer Natur beobachten zu können. Mittags will A. zu Fuss die rund hundert Meter zum Waschhaus gehen und gerät mitten in einen Affenkampf. Die waren so wild unterwegs und mit sich selbst beschäftigt, dass sie den Abstand zum Menschen schlicht vergessen haben. Abends am Lagerfeuer trottet wieder eine Hyäne ein paar Meter neben unserem Feuer vorbei. Die Nacht ist zuerst ruhig, doch plötzlich geht ein Riesengeschrei los. Die Paviane haben Stress. Natürlich sind wir hellwach und lauschen im Dachzelt. Nach zehn Minuten wird es wieder ruhig.
Heute ziehen wir weiter nach Xakanaxa. Eine kurze Distanz, die es erlaubt, wieder Umwege zu fahren, um Tiere zu sehen. Höhepunkt dieses Morgens sind 8-10 Hippos (So genau kann man das nicht sagen, da nie alle gleichzeitig ihren Kopf aus dem Waser heben) in einer tiefen Stelle im Khwai Fluss. Am frühen Nachmittag sind wir bereits auf dem neuen Camp und treffen auf eine holländische Familie mit Kindern, die uns fragt, ob wir uns das Boot für einen Sunset Cruise auf den Wasserarmen des Okavango Deltas teilen wollen. Klar. So teilen wir uns die Kosten eines grossen Aluminium Bootes mit Ausguck. Eine herrliche Landschaft, zu der uns der Bootsfahrer und Guide auch Fauna und Flora erklärt. Selbstredend bringt er uns für den Sonnenuntergang an eine Stelle, die es erlaubt, die so bekannten, leicht kitschigen, typisch afrikanischen Sunset Bilder zu schiessen. Einfach herrlich.
Auch die Weiterfahrt am nächsten Tag zum Camp „Third Bridge“ ist kurz und wir nutzen das für allerlei Umwege und Zusatzschlaufen im Gelände. Ein grosses Wasserloch, besser ein kleiner See ist beinahe ausgetrocknet zu dieser Jahreszeit. Dennoch lassen sich hier verschiedene Gazellen beobachten und auch Wasservögel. Mittlerweile suchen wir jeweils mit dem Fernglas das umliegende Unterholz ab, ob wir eine Raubkatze auf der Lauer erspähen können. Mal was neues in Sachen Fahrzeugbegegnungen: Man fragt uns nach dem Weg!! Wirklich? Es ist zum Teil schon unglaublich, wie naiv sich gewisse Leute in diesen Gegenden bewegen. Einfach mal ein SUV mieten in Maun und losfahren in die Wildnis.
Auf dem Campingplatz erwarten wir eigentlich Paviane. So wurde es auch von der Rangerin angekündigt. Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass sie grundsätzlich mit List alles klauen, was nicht niet- und nagelfest ist. Er herrscht aber vollständige Ruhe, als wir uns auf dem Camp zur Mittagsrast und –ruhe breit machen. Offenbar kennen auch Paviane die Siesta. Unsere abendliche Pirschfahrt wiederum führt uns vorbei an mehreren „Seen“ (mehr Tümpel), in denen sich Hippos suhlen. Zurück im Camp wieder keine Paviane. Offenbar gehen die auch früh schlafen. Wir bereiten unser Nachtessen in der Dunkelheit zu.
Dafür steigt die Spannung am nächsten Morgen: Schon bald haben wir eine Familie erspäht, die in einiger Distanz vorbeizieht. Werden wir zuerst ausspioniert? Während A. und G. heute etwas länger liegen bleiben, bereiten Theres und ich schon mal das Frühstück vor, wobei wir darauf schauen, noch möglichst keine Lebensmittel auf den Tisch zu stellen. Paviane sind keine zu sehen. Als wir uns kurz abwenden schreit Theres (ein Pavian Alarm Zeichen?) und da ist ein männlicher Pavian bereits am Tisch dran und packt sich die Milchtüte. Ich stürze in Richtung Tisch, komme aber nur zwei Schritte weit, bevor ich strauchle und es mich der Länge nach in den Sand legt. So macht man sich selbst zum Affen…
Derweil geniesst der Pavian hinter dem nächsten Gebüsch zirka einen Deziliter Milch, denn die Tüte war fast leer. Wir nehmen unser Frühstück unter leichter Anspannung ein und bauen dann unsere Dachzelte ab.
Auch heute ist die Distanz zum nächsten Camp (Kazinkini) nicht allzu heftig, was einen Abstecher zu den „Black Pools“ erlaubt. Unterwegs stoppt uns ein Guide, der seinen J80 LandCuiser für die Mittagsrast mit seinen Touristen im Schatten eines Baumes parkiert hat. Er erklärt uns, wo wir auf zwei junge, männliche Löwen treffen könnten. Er könne zwar nicht sagen, wieviel Kilometer es seien, da sein Zähler nicht funktioniere, aber wir kämen an eine Tiefsandstelle von mehreren hundert Metern und gleich danach auf der linken Seite bei einem Gebüsch im Schatten. OK, alles klar. Ist ja ganz einfach zu finden. Tatsächlich verändert sich die Piste nach einer Weile Fahrt plötzlich deutlich. Das ist das Tiefsandfeld. Da durch und dann gut links schauen. Da sind sie. Entspannen sich im Schatten. Kurzer Blick zu uns rüber, dann wieder locker liegen. Auf der Weiterfahrt treffen wir noch auf mehrere lokale Guides mit ihren Fahrzeuge. Wir sind im Einzugsbereich der Tagesausflügler von Maun. So auch ein Gruppe Italiener unter der gestressten Leitung eines Südafrikaners. Er muss alle paar Kilometer die Italiener aus dem Sand ziehen, weil sie noch nie neben dem Asphalt unterwegs waren und ihr Miet-SUV für solche Strecken völlig ungeeignet ist.
Zurück nach Maun
Unseren letzten Camp Abend verbringen wir in Kazinkini. Ein Community Camp ,eine knappe Fahrstunde ausserhalb des Parks und somit preislich einigermassen erträglich. Wie in Third Bridge gibt es auch hier an der Bar ein halb-kühles Bier. Wir geniessen den letzten Abend unter Sternenhimmel und mit Lagerfeuer. Die Rückfahrt nach Maun geht zügig, da bald wieder auf Asphalt. Wieviel Tage waren wir jetzt auf Sandpisten unterwegs? Ich schlafe fast ein beim Fahren. So ruhig ist es, auf Asphalt zu fahren. Unsere LandCruiser haben das locker weggesteckt und waren die perfekten Fahrzeuge für eine solche Tour. Wir checken wieder im Thamalakane River Lodge ein für die letzte Nacht in Botswana. Den Sundowner auf der Terrasse am Fluss geniessen, ein gutes Nachtessen. Ein richtiges Bett.
Letzter Höhepunkt ist am andern Morgen ein einstündiger „Scenic Flight“ in einer einmotorigen Cessna in nur 150 Meter Höhe über die unendliche Wasserlandschaft des Okavango Deltas. Noch einmal aber aus anderer Perspektive: Elefanten, Wasserbüffel, Giraffen, Adler. Fantastic Botswana.