Reisebericht Australien - Simpson Desert

Vorgeschichte und Automiete

 

Australien mit seinen fast unendlichen Outback Regionen ist ein Traumland für Offroad Reisende. Umso erstaunlicher ist es, dass es nur eine beschränkte Anzahl Vermieter gibt, die Fahrzeuge anbieten, die für Touren in solche Regionen auch geeignet und vorallem geeignet ausgerüstet sind. Oft werden auch 4x4 Fahrzeuge angeboten, die einem aber in den Vertragsbedingungen das Fahren in den abgelegenen Gebieten zum Vornherein verbieten. Auf Grund dieses beschränkten Angebotes gilt es, sich früh zu entscheiden, wenn man seine Wunschroute zur Wunschzeit fahren möchte.

 

Was heisst für uns geeignet? Grundsätzlich sollte das Auto von einer Marke sein, die bekannt ist für Zuverlässigkeit. Zum Beispiel ein Toyota Landcruiser. Ausstattungsmässig wichtig ist ein möglichst grosser Langdistanz-Tank, ein Doppelbatteriesystem, ein verstärktes Fahrwerk und gute Offroadreifen. Damit ist schon viel gewonnen.

 

Natürlich muss man Kompromisse eingehen bei solchen Mietautos, was die Ausstattung betrifft und so nehmen wir oft eine paar Ausrüstungsgegenstände von zu Hause mit. Zum Beispiel die Navigationsausrüstung oder ein Set Funkgeräte für die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen. Dieses Mal auch pro Fahrzeug zwei 20 Liter Wassersäcke aus Schweizer Armeebeständen. Was darüber hinaus geht, kaufen wir vor Ort bei einem Campingausrüster. Zum Beispiel ein Safety Flag (Vorschrift für die Durchquerung der Simpson Desert) oder allenfalls auch Bergematerial. Dafür habe ich mit den Camping- und Offroad-Ausrüstern am Startort Alice Springs vor der Abreise Kontakt aufgenommen und sichergestellt, dass das Material dann am Tag X auch verfügbar ist. Ein weiteres Thema war das Satelliten-Telefon für Notfälle. Mt. Dare Hotel – nach eigener Werbung der abgelegenste Pub Australiens, der Gateway zur Simpson Desert quasi – bietet einen Mietservice an. Rückgabe dann in Birdsville beim Touristenbüro. Letztlich entschieden wir uns aber dagegen und kauften uns ein eigenes, da wir ja planen, noch öfters in den kommenden Jahren auf abgelegenen Routen unterwegs zu sein. Dieses war ausgerüstet mit 75 Minuten Gesprächszeit (prepaid).

 

Letzte Vorbereitungen

 

Der erste Tag in Alice Springs ist fast vollständig mit Vorbereitungsarbeiten ausgefüllt. Wir haben geplant, gegen Abend aus der Stadt zu fahren und dann irgendwo neben der Piste ein erstes Mal zu campieren. Doch als Erstes steht an diesem Tag die Übernahme der Miet-Landcruiser an. Eigentlich schon fast Routine, war es doch bereits das dritte Mal, dass wir für eine Offroadreise Mietautos übernehmen. Da sind aber noch ein paar Dinge in Sachen Vollständigkeit der Ausrüstung gemäss Angaben im Internet richtig zu stellen. Und zu unserer Überraschung gibt man uns keine Gasflaschen mit. Die müssten wir uns selbst kaufen. Es sei dem Vermieter aus Sicherheitsgründen nicht mehr erlaubt, die mitzugeben. Also geht es gleich mal in den nächsten Baumarkt, um uns mit einer solchen auszurüsten, sie befüllen lassen und auch noch sicherzustellen, den richtigen Adapter dazu zu kaufen, damit der Coleman Zweiflammenkocher auch zuverlässig funktioniert. Weiter zum Supermarkt, wo wir für 14 Tage für vier Personen einkaufen, da es unterwegs kaum mehr als Brot und Wasser zu kaufen gibt und das erst noch sehr teuer. Das Verstauen dieser Lebensmittel und Getränke in den Fahrzeugen ist dann die nächste Herausforderung, denn die Fahrzeuge verfügen über keinen geordneten, rüttelpistensicheren Stauraum, wie zum Beispiel ein Schubladensystem. Wir behelfen uns mit dazu gekauften Plastikstauboxen. Dann noch zum 4x4 Ausrüster, mit dem ich via Email vereinbart habe, dass er uns zwei Safety Flags zurückbehält, was prima geklappt hat. Er montiert uns die notwendige Halterung auch gleich an der dafür vorgesehen Stelle an der Stossstange (Bull Bar). Dann noch Auftanken: 130 Liter in den Haupttank und 20 Liter im Kanister, sowie 40 Liter Wasser pro Fahrzeug. Mittlerweile ist es halb vier geworden. Weit würden wir heute nicht mehr kommen, bis die Sonne untergeht. Wir geniessen aber noch die ersten Pistenkilometer und biegen dann ab von der Piste, wo wir zwischen Gebüsch und ein paar Bäumen ein erstes Mal unser Lager aufschlagen.

 

 

Annäherung an die Simpson Desert

 

Gegen Morgen wird es im Schlafsack immer kühler und wir sehnen den Sonnenaufgang herbei. Zuerst etwas schlotternd mit vielen Kleidungsstücken übereinander, später dann bald lockerer bekleidet, geniessen wir unser erstes Frühstück im Busch.

 

Weiter geht es heute auf dem Binn’s Track nach Süden. Eine gute Schotterpiste, welche ausgetrocknete Flussläufe durchquert. Eindrücklich ist es, die Wasserstandanzeiger zu sehen, die andeuten, dass es hier zur Regenzeit durchaus zwei bis drei Meter tiefe Flüsse geben kann. Bald können wir uns an den ersten roten Sanddünen erfreuen, obwohl wir hier noch gar nicht offiziell in der Simpson sind. Am späten Nachmittag ein Abstecher zu den sogenannten Waddy Trees; einer Baumart, die es offenbar nur an drei Stellen in ganz Australien gibt. Dann treffen wir nach fünf Jahren wieder bei Old Andado ein, wo wir von einem schrulligen Caretaker begrüsst werden. Der Tag war lang und im Winter wird es hier auch früh dunkel. So bereiten wir unser Essen in der Dunkelheit zu. Natürlich besuchen wir auch das ehemalige Wohnhaus von Molly Clark, die hier draussen am Rand der Wüste jahrzehntelang gelebt hat. Ein einzigartiges Freiluftmuseum. Alle Dinge in ihrem Haus stehen noch an derselben Stelle wie vor fünf Jahren.

 

Auf dem Weg nach Mt. Dare – der letzten Tankstelle vor der Wüste – sitzt bei einer Bulldust Stelle der Caretaker und wartet auf Hilfe. Er hat seinen 4x2 Pickup an dieser Stelle im Bulldust «versenkt» und verschiedene Selbstberge-Versuche unternommen. Nichts ging mehr. Gut, kommen da ein paar Touristen aus Europa, die helfen können. Neun Meter Bergegurt raus und den Pickup wieder auf sicheren Grund gezogen.

 

Mt. Dare Hotel gilt als letzter Stopp vor der Simpson Wüste. Diesel ist hier natürlich sehr teuer, aber man muss ja mit vollen Tanks losfahren. Wir kaufen uns noch einen zusätzlichen 20 Liter Kanister und füllen ihn. Mit 170 Liter Diesel haben wir auch Reserve, sollten wir umkehren oder einen Umweg fahren müssen. Hier empfiehlt man uns bereits, nicht den French Line Track zu nehmen, sondern weiter südlich nach Osten zu fahren, auf dem sogenannten WAA Track. Denn es ist hier zur Zeit Hochsaison und der Sand der French Line Track ist dadurch ziemlich verfahren.

 

In Dalhousie Spring schlagen wir auf dem Campingplatz unser letztes Nachtlager auf, nachdem wir im nahe gelegenen See im 37 Grad warmen Wasser gebadet haben. Bei der Ankunft hier sind wir verblüfft, waren doch etwa doppelt soviele Leute da wie vor fünf Jahren um dieselbe Zeit. Offenbar hatte es damit zu tun, dass vor ein paar Tagen auf der anderen Seite der Simpson Wüste das «Big Red Bash» Musik Festival stattfand. So dachten wohl viele: ja, wenn wir schon mal da sind, warum nicht gleich kurz die Wüste durchqueren. In Dalhousie erkennt man die Fahrzeuge, die aus der Wüste kommen oder dorthin unterwegs sind daran, dass alle ein drei Meter hoch angebrachtes Safety Flag (Warnflagge) an der Stossstange montiert haben. Offenbar um Kollisionen mit entgegenkommenden Fahrzeugen auf der Dünenkante zu vermeiden. Und so wird uns rasch klar, dass wir morgen in guter Gesellschaft sein würden und montieren unser Flag ebenso.

 

Die Durchquerung

 

Bei spontanen Gesprächen auf dem Campingplatz kommen wir dann auch in Kontakt mit einer Gruppe von Australiern, die denselben Weg unter die Räder nimmt wie wir. Man würde sich sicher unterwegs treffen.

 

Das wird dann bald Tatsache, als noch vor Beginn der eigentliche Dünenüberquerungen der Landcruiser 200 mit Offroad Camping Anhänger bereits ein erstes Mal im Sand feststeckt. Als wir später beim Mittags-Stop wieder aufeinander treffen zeigt sich, dass wir einen offenbar wichtigen Ausrüstungsgegenstand nicht dabei haben: Ein Funkgerät auf Kanal 10, mit dem man sich im Konvoi und auch mit den entgegenkommenden Fahrzeugen unterhalten kann. Wir haben zwar im Internet davon gelesen. Es ist aber nur als Empfehlung (Recommendation) erwähnt. Da Australien andere Frequenzen für den UKW Funk benutzt als Europa, liessen wir unsere CB Funkgeräte zu Hause. Und nur für Australien solche passenden zu kaufen, war uns dann doch etwas zu viel. Jedenfalls erhalten wir von den Australiern ein Handgerät und werden gleichzeitig von ihnen eingeladen, Teil der Gruppe zu werden. So folgen wir dem Konvoi ihrer vier Fahrzeuge auf dem nächsten Abschnitt der sogenannten Rig Road in Richtung der WAA Line.

 

Am späten Nachmittag fährt der Konvoi zwischen zwei Dünen weg von der Sandpiste und wir reihen unsere Offroader ein eine Wagenburg ein. Sofort wird Holz gesammelt und ein Feuer entfacht. Später am Lagerfeuer erfahren wir mehr über unsere australischen Reisepartner. Es ist eine Gruppe aus der Region Sydney, die zusammen die gleiche Kirche besucht und sich so zu dieser Offroad Tour zusammengefunden hat.

 

Am andern Morgen sehnen wir wieder die Sonne herbei. Es braucht seine Zeit, bis sie über die niedrigen Dünen ins Dünental scheint und uns aufwärmt. Bevor wir in den zweiten Tag losfahren, laden uns die Australier zu einem kurzen Morgengebet ein, bei dem wir um das ausgehende Feuer stehen. Es ist ein Dank an den Herrn, dass er uns dies erleben lässt und die Bitte, dass wir seinen Schutz bekommen für die Weiterreise durch die abgelegene und letztlich menschenfeindliche Gegend. Das ist neu für uns, macht uns aber bewusst, wo wir sind und was es bedeuten kann, hier in dieser Natur zu sein. Wir sind dankbar und freuen uns auf den Tag.

 

Das Vorankommen ist mühsam. Erstens müssen wir uns zuerst ans Dünenfahren gewöhnen mit unseren Autos. Zum Beispiel, dass die Getriebeautomatik mit Verzögerung reagiert, wenn man mit dem Gasfuss entscheidet, dass man etwas mehr Punch braucht um die Düne hochzukommen. Ab und zu passt es einfach nicht und wir müssen halt rückwärts runter für einen zweiten Versuch. Ganz wichtig – und das wurde uns vom Konvoi Chef eingebläut – der Luftdruck muss auf ca. 18 PSI (1.2bar) gesenkt werden

 

Da wir die zwei letzten Fahrzeuge im Konvoi sind, werden wir immer auch aufgehalten, wenn eines der vier andern steckenbleibt. Dies ist meistens – wer hätte es anders erwartet – der Landcruiser 200 mit dem Anhänger. Der wiegt, wie wir erfahren haben, 1.5 Tonnen. Zwar hat der Landcruiser mit seinem V8 Motor weit über zweihundert PS. Nützt aber hier offensichtlich auch nicht viel. Die Australier haben aber noch einen Ford Ranger Pick-up dabei. Quasi als Versorgungs- und Bergungsfahrzeug. Der zieht dann den Cruiser mit Hänger über die Düne.

 

So geht den ganzen Tag über die Dünen. Immer geradeaus. Rauf und runter. Wir messen mit dem GPS die Dünenhöhe: Rund 13 Meter Höhenunterschied können wir ausmachen. Ab und zu mal Gegenverkehr, der uns berichtet, was noch vor uns liegt. So kommen bis am Abend rund 85 Kilometer zusammen. Wir sind ernüchtert, denn in den Weiten Australiens ist das quasi nichts. Kurze Kopfrechnung, wielange es dauert bei dem Tempo, bis wir in Birdsville ankommen? Diesel dürfte reichen. Und das Wasser? Wir können es aber nicht ändern und stellen uns wieder in der Wagenburg auf.

 

Der nächste Morgen nun noch kühler. Die kleine Wasserlache auf dem Campingtisch wurde zu Eis! De Sonne wird es bald schmelzen. Weiter geht es nach Osten im gleichen Trott. Unsere Landcruiser J15 arbeiten zuverlässig. Einzige Schwachstelle ist das Serienfahrwerk, welches bei den Dünenauffahrten die Tendenz hat, sich aufzuschaukeln und so verlieren wir Traktion und Schwung um über die Dünen zu kommen. Aber auch damit kommen wir von Düne zu Düne besser zurecht. Bald schwenken wir nach Norden auf die K1 Line. Welche Entspannung, mal entlang der Dünen und nicht darüber zu fahren. Nachmittags sind wir dann auf der French Line und es wird wieder langsam. Die Australier sehen ein, dass sie uns eigentlich eher aufhalten und wir beschliessen, uns zu trennen. Falls wir uns nicht mehr treffen sollten, werden wir das Funkgerät beim Camping in Birdsville für sie zurücklassen. So fahren wir bis zum Sonnenuntergang und erreichen eine spontan gewählte Camp Stelle ca. einen Kilometer vom Dreiländereck Poeppels’s Corner; eine historische Landvermessungsmarke. Wieder kommen keine 90 Kilometer zusammen. Kaum ist unser Camp aufgestellt, höre ich am Funk wieder die Australier. Und so sind wir doch wieder im selben Nachtlager vereint.

 

Wir hoffen, dass uns der vierte Tag nach Birdsvile bringt. Wir wissen, dass auf der nun befahrenen QAA Line die Dünen zwar höher, aber dafür weiter auseinander sind, also mit flacheren Auffahrten für uns auf der Westseite und steileren Abfahrten auf der Ostseite der Dünen. Das war uns aber natürlich egal. Nach einem kurzen Besuch des Poeppel’s Corner wo die drei Staaten Südaustralien, Queensland und Northern Territory zusammenkommen, geht es zügig nach Osten. Und so stehen wir am späteren Nachmittag bei «Big Red», der grössten beziehungsweise mit rund 40 Metern höchsten Düne dieser Wüste. Für Offroader eine besondere Herausforderung, es da hinauf zu schaffen. Dann ist es nur noch ein kurzes Stück auf einer Piste und wir erreichen am Abend des vierten Tages Birdsville. Und wer fährt auf den Campingplatz, als wir von der Dusche zurückkommen? Die Australier. Natürlich muss diese erfolgreiche Durchquerung abends im Pub mit ein paar Bier begossen werden.

 

Tags darauf ist aber wirklich definitiv Abschied angesagt. Denn für uns geht es nun auf dem Birdsville Track südwärts. Eigentlich würde sich die Piste für 80kmh eignen, aber der Mietvertrag unseres Vermieters schreibt grundsätzlich 60kmh auf nicht asphaltierten Strassen vor. Und so langweilen wir uns fast zu Tode, um die rund 600km über flache, baumlose Steinebenen in knapp zwei Tagen zurückzulegen. Gut, hat das Auto einen Tempomat.

 

Abschluss in den Flinders Ranges

 

Unser Weg führt ja nach Adelaide und da bieten sich die Flinders Ranges als lohnender Abstecher zum Schluss noch an. Eine herrliche Hügellandschaft – welch ein Augenschmaus, nach den unendlichen Gibber Plains des Birdsville Tracks – grüner und jede Menge Känguruhs und Wallabies. Wir machen Halt bei der Willow Springs Station und geniessen den Tag mal mit wenig oder gar nicht Auto fahren und einem kleinen Spaziergang auf dem weiten Land der Station die rund 4'000 Schafe hält. Hier erleben wir sogar ein bisschen Regen. Viel zu wenig aber für den Station Manager. Das Land hier ist ausgezehrt nach der mehrjährigen Dürre und bräuchte dringend Regenfälle.

 

Dann ist Schluss mit Schotter und Sand Pisten und das Reisetempo steigt beträchtlich. Zügig geht es auf Adelaide zu, wo wir unser Auto geputzt zurückgeben müssen. Hier ist nochmals unser Einsatz gefordert, denn der rote australische Staub geht wirklich in jede Ritze unserer Toyotas. Glücklicherweise ist sich unser Vermietungs-Partner dessen bewusst. So läuft die Rückgabe rasch und problemlos ab. Dann heisst es: Goodbye Adelaide. Das Flugzeug hebt ab und bringt uns nach Broome. Nach unserem Outback Abenteuer beenden wir unseren Australienurlaub mit drei Tagen entspannen am Strand.