Von Perus Wüstenküste zu den Frailejones im ecuadorianischen Paramo

Lagune Huacachina, Dünenlandschaft, Slumlandschaft

 

Die Fahrt von Nacza zu der vermeintlich nächsten landschaftlichen Attraktion ist kurz und führt natürlich erneut durch die uns bereits bekannte peruanische Küstenwüste. Leicht ausserhalb der Stadt Ica befindet sich die kleine Lagune Huacachina, eingebettet in hohe Sanddünen. Leider ist dieses vermeintliche Kleinod vom Tourismus kaputt gemacht worden: Restaurants, Hotels und sonstige Touristenattraktionen säumen das Ufer. Überall will man uns eine Fahrt im Dünen-Buggy anbieten. Wir verzichten gerne und machen dafür einen kleinen Spaziergang auf etwa halbe Höhe der wirklich mächtigen Sanddünen. Von hier lässt sich mindestens ein vernünftiges «Beweisfoto» machen, das zeigt, dass wir hier gewesen sind.

Den Weg zur Halbinsel Paracas wollen wir abkürzen und fahren dazu in das ausserhalb der Stadt Ica gelegene Slumgebiet hinein. Über mehrere Quadratkilometer erstrecken sich primitivste Hüttensiedlungen; Abfallberge am Strassenrand. Wie lebt oder besser überlebt man hier? Unmöglich, fliessendes Wasser zu haben, denn wir sind ja hier immernoch in der Dünenlandschaft. Vermutlich wird es durch die Tanklastwagen mit der Aufschrift «Agua Potable» hierher gekarrt. Und was geschieht hier mit Fäkalien und Abwasser? Noch weiter draussen fahren wir an umzäunten und bewachten, neu erschlossenen Quartieren vorbei, die für eine vermögendere Kundschaft bereitgestellt werden. Nur: Wasser, Abfall hier draussen in den Dünen? Keine Ahnung, wie man das löst.

Wir kehren um. Unter anderem auch weil die zunächst asphaltierte Strasse in eine nicht zumutbare Piste (so weit sind wir in Sachen 4x4 schon verweichlicht) übergeht.

 

 

Halbinsel Paracas

 

Am nächsten Tag besuchen wir den Nationalpark der Halbinsel Paracas. Ein Teil der Halbinsel ist mittlerweile nicht mehr zugänglich, da hier der Hafen für die Stadt Pisco erstellt wurde. Es bleibt eine kleine Rundfahrt zu schönen Badebuchten und Fischerdörfchen. Zuvor, das zeigen unsere Apps, gab es hier auch noch Campingplätze und Overlander stellten sich bei den Buchten für eine Übernachtung hin. Dies ist nun alles gesperrt.

Fahrt zurück ins Hochland; Lima auslassen

 

So ist diese Halbinsel rasch besichtigt und es bleibt uns Zeit, durch das wichtigste Traubenanbaugebiet Perus ein Stück Richtung Hochland zurückzufahren. Trauben können hier, quasi in der Wüste, angebaut werden, weil die Flüsse aus dem Hochland genügend Wasser führen, um die Bewässerungssysteme zu speisen.

Nach einer Übernachtung bei einem Hotel, das gerade renoviert wird und daher nicht offiziell offen ist (wir durften aber in einem Zimmer WC und Dusche benutzen) geht es immer weiter ins Tal hinein. Wir haben beschlossen Lima – die Hauptstadt – auszulassen, weil wir grundsätzlich eher ausserhalb von Grossstädten bleiben wollen und wir vor dem Verkehrschaos gewarnt worden sind.

Das Tal wird immer enger, auch ein paar enge Canyons durchfahren wir und enden dann wieder einmal auf 4700 müM auf einer herrlichen andinen Hochebene mit ein paar Lagunen, bevor es ins Hochtal hinunter (3700müM) in die Gegend von Huancayo geht. Damit sind wir bei unserer altbekannten Herausforderung zurück, in der Höhe möglichst «tief unten» zu schlafen, um Kopfschmerzen und Verdauungsschwierigkeiten zu entgehen.

Nachdem wir wieder im Hochland angelangt sind, geht die Fahrt konsequent nordwärts weiter. Zuerst landschaftlich schön bis zur Minenstadt Cerro de Pasco, wo wir wieder mit unzähligen Lastwagen konfrontiert sind, die es meistens zu überholen gilt.

Danach fällt die Strasse über viele Kilometer ab, bis wir auf rund 1900 müM Huanuco erreichen.

 

 

Gringo Erklärungen an der Tankstelle

 

An der Tankstelle in Huanuco macht der junge Tankwart eine Bemerkung und wir schnappen das Wort «Gringo» (zum ersten Mal auf unserer Reise) auf. Der ältere der beiden Tankwarte macht sich einen Spass daraus, uns auf Quechua (die Sprache der Indigenen) anzusprechen. Wir verstehen natürlich nichts und ich (Tom) sage ihm auf Spanisch in relativ barschem Ton, er solle mit uns Spanisch sprechen. Dann sage ich ihnen, dass ich der Meinung sei, dass sie vor allem den Nordamerikanern «Gringos» sagen, wir aber Europäer seien, und da sie das ja als Beleidigung meinen wir es nicht schätzten, wenn sie uns «Gringos» nennen. (Die haben mich richtig «stinkig» gemacht.) Da werden sie plötzlich still und kleinlaut. Beim Bezahlen mit Kreditkarte kontrolliere ich dann genauestens, was auf der Abrechnung steht. Ich will von denen nicht noch übers Ohr gehauen werden.

 

 

150km Baustelle

 

Bei Start am andern Morgen frage ich unseren Gastgeber (eine Hotel-Hacienda, wo wir auf einer eigens für Overlander geschaffenen Wiese stehen), ob die Strasse besser werde als was wir auf den letzten Kilometern hierher erlebt haben. (Schotterstrasse die ca. 20kmh zulässt). Seine Antwort ist, dass es zwischendurch auch ganz gute asphaltierte Streckenabschnitte gäbe.

Wir erleben schliesslich rund 150km Baustelle, mit einspurigen Abschnitten (Wartezeiten), steilen Abbrüchen mit jüngeren und älteren Erdrutschen und letztlich sind wir wieder auf 4500 müM oben. Als dann die Strasse endlich wirklich asphaltiert ist, ist sie so von Schlaglöchern durchsetzt, dass man auch nicht schneller als 40kmh fahren kann, will man nicht einen Schaden an der Aufhängung riskieren. Die «Einheimischen» kennen bei solchen Strecken die Position der Schlaglöcher auswendig und umfahren sie virtuos, währenddessen es für uns schierer Stress ist, möglichst vielen (alle schafft man nie) auszuweichen. Logisch werden wir auf dieser Strecke ununterbrochen überholt; auch von grossen Minenlastwagen und von Bussen sowieso.

So zieht sich dieser Tag heftig in die Länge. Wir schafften es aber kurz vor dem Eindunkeln auf den oberhalb von Huaraz gelegenen Stellplatz.

 

 

Huaraz – gesichtsloses Trekkingzentrum, kaum Bergsicht, Regen und Hagel

 

Huaraz ist ja das Trekkingzentrum Perus für die Cordillera Blanca und Huayhuash. Man kann sich nun fragen, warum wir überhaupt hierherkommen, da wir ja nicht die grossen Trekking Wanderer sind. Nun, wir wollen ja Lima umfahren und zudem hoffen wir, trotz einsetzender Regenzeit einen Blick auf die schneebedeckten und vergletscherten 6000-er dieser Region zu erhaschen. Dies gelingt in den paar Tagen, die wir dort verbringen vor allem morgens. Gegen Mittag verhüllen bereits Wolken die Bergspitzen und am Nachmittag beginnt der Regen, den wir hier sogar als heftigen Hagel erleben.

Da der Stellplatz etwa 300 Höhenmeter über der Stadt liegt, nutzen wir das ÖV Angebot, nämlich die Collectivo Büsschen (Toyota und Hyundai), die uns für umgerechnet rund 25 Rappen in die Stadt zum «Mercado Central» hinunterbringen und anschliessend wieder hinauf.

Huaraz hat eigentlich nichts an kolonialen Gebäuden zu bieten, da die Stadt einmal von einer Schlammlawine und einmal von einem Erdbeben zerstört wurde.

Hier stossen aber Elke und Martin mit ihren Motorrädern zu uns (zum ersten Mal trafen wir sie in Cusco) und wir geniessen bei strömendem Regen unter einem Schutzdach zwei frische Forellen, die Martin bei einer Zucht und auf dem Markt erstanden und auf dem offenen Feuer herrlich gebraten hat. Dazu gibt’s von Elke schwäbischen Kartoffelsalat. Vielen Dank!

 

 

Lagunas de Llanganuco - kurzer Ausflug in die Cordillera Blanca

 

Den Ausflug zu den archäologischen Stätten von Chavin de Huantar lassen wir aus. Wir haben keine Lust, acht Stunden auf Schlaglöcherstrassen und abermals über 4700müM zu fahren oder uns als Touristen in einen Mercedes Sprinter Bus zu setzen für Stunden über Stunden Fahrt.

Auf der Weiterfahrt machen wir einen Abstecher zu den Lagunen Llanganuco. Es versteht sich ja mittlerweile von selbst, dass wir dafür wieder weit über tausend Höhenmeter auf einer heftigen Schotterstrasse Höhe erklimmen müssen. Martin ist mit seiner BMW mit dabei, kehrt aber wegen drohenden Regens und somit glitschiger Piste früher um. Elke bleibt im Tal.

Diese Lagunen sind quasi zwischen zwei 6000-ern in einem Tal eingeklemmt. Leider sind die Wolken so tief, dass man nur die steilen Hänge, die in die Höhe führen ansatzweise sieht. Trotzdem gefällt uns dieser rund zweistündige Abstecher in die Cordillera Blanca und wir bekommen einen Eindruck von deren Mächtigkeit.

 

 

Canyon del Pato (Entenschlucht)

 

Tags darauf fahren wir zusammen mit Martin und Elke durch die Entenschlucht, bevor sich unsere Wege wieder trennen.

Die Strasse durch den Cañon del Pato ist eine von der Sorte, wie es in Südamerika viele gibt: Eng, zum Teil einspurig, aber mit Bussen und Lastwagen, die Millimeter genau am Abgrund fahren und eben; neben der Strasse geht’s mitunter senkrecht in die Tiefe. Also bitte keine Fahrfehler hier. Als sich das Tal endlich wieder öffnet, verabschieden wir uns von Elke und Martin. Sie bleiben in den Bergen, wir wollen nun wieder raus an die Küste fahren, wo es keinen Regen gibt und viel Sonne.

Zurück an der Küste und zügig nach Norden

 

Die Küste erreichen wir bei Chimbote und biegen wieder auf die Panamericana ein. Klar: viel Verkehr, ab und zu stoppen, um die Maut zu bezahlen. Wir finden Unterschlupf bei Amelia in ihrem Vorgarten im touristischen Badeort Huanchaco. Nach zwei weiteren, ereignislosen Fahrtagen auf der Panamericana durch steppenartige Landschaft erreichen wir den Badeort Zorritos schon nahe der Grenze zu Ecuador. Dort stehen seit ein paar Tagen bereits Bea und Jürg, die wir schon mehrmals getroffen haben. (Jürg, den Appenzeller, schon im Dezember 2022 im chilenischen Cochrane, ganz weit im Süden der Carretera Austral.)

 

Das «Hauptereignis» dieser Tage möchten wir in einem Exkurs kurz zusammenfassen:

Dazu muss man wissen, dass es in ganz Südamerika immer wieder zum Teil übelste Schwellen gibt, um die Geschwindigkeit zu begrenzen, da sich sonst eh niemand an Geschwindigkeitsvorschriften hält. Mitunter wird locker mit 80kmh oder noch schneller durch Ortschaften gefräst. Weiter gibt es wie erwähnt Mautstellen, und vor den Mautstellen zum Abbremsen des Verkehrs eben solche Schwellen.

Ausserdem hört man auch, dass Touristen ausgeraubt werden, nachdem man ihnen angedeutet hat, dass sie ein Problem am Auto haben und anhalten sollen.

Und genau das geschah an einer Mautstelle, die jedoch aufgehoben war. Wir verlangsamen wegen der Schwelle, sehen dann, dass die Mautstelle aufgehoben ist, dass sich dort aber mehrere Männer aufhalten. Einer winkt uns durch und weil wir die Scheiben unten haben (Hitze und eben Geld rausgeben) nehmen wir wahr, wie er auf den Reifen deutet und sagt, wir hätten ein Problem. Alles in den Sekunden, in denen wir fast im Schritttempo vorbeifahren. Wir denken «haha, uns erwischt ihr nicht» und beschleunigen. Einen Kilometer später stellen wir fest, dass hinten links keine Luft mehr drin ist. Kaum stehen wir am Strassenrand, wird uns von zwei Männern mit einem Kleinlastwagen Hilfe angeboten (Schritt 2 des Tricks). Wir lehnen bestimmt ab und die zwei verziehen sich wieder.

So tritt das «T&T Radwechsel Team» in Aktion und wir fahren weiter nach Zorritos zu unseren Reisefreunden. Was es mit dem Plattfuss wirklich auf sich hatte, erklären wir weiter unten.

 

Mit Bea und Jürg erleben wir ein paar Tage «Easy Life» am Strandplatz in Zorritos, bevor wir nach Ecuador weiterfahren. Doch es ist klar, ohne Ersatzrad wollen wir nur so weit wie nötig fahren, um es reparieren zu lassen. Schon am Strandplatz versuchen wir zu eruieren, warum die Luft rausging. Wir können weder auf der Lauffläche noch an den Seitenwänden einen Schaden erkennen, stellen aber fest, dass beim «Auswuchtgewicht» Luft entweicht.

 

Wir müssen nur etwa sieben Kilometer fahren bis zum ersten Reifenflicker an der Panamericana. Sofort wird klar: Die Felge hat einen Riss! Keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber wir sind mittlerweile überzeugt, dass dies nicht an der Mautstelle mit den schrägen Typen manipuliert werden konnte.

Nun ist also ein Schweisser gefragt. Auch den gibt es nur 50 Meter entfernt. Eigentlich, denn er ist an diesem Morgen (09:00 Uhr) noch nicht an seinem Arbeitsplatz eingetroffen. Bald kommt er aber, sieht sich die mittlerweile vom Reifen befreite Felge an und beginnt wortkarg bis wortlos mit seiner Arbeit. Der Reifenflicker ist mitgekommen und erklärt ihm, was Sache ist. Ich (Tom) schaue ihm zu und versuche den Eindruck zu machen, als ob ich verstehen würde, ob er nun gute oder schlechte Arbeit macht. Es scheint mir aber, dass er seine Arbeit versteht.

Nach der Abkühlphase wird er Reifen wieder montiert und … verliert immernoch Luft. Daher kaufen wir dem Reifenflicker nun noch einen Schlauch ab, den er zügig montiert und dann passt es. Das Rad wird unser Ersatzrad bleiben.

Ecuador’s Süden: Goldminenstädtchen, überzocktes Gotteshaus, Toyota Service in Loja

 

Der Grenzübertritt ist einfach. Auffällig ist nur ein etwas wichtigtuerischer Zollbeamter, der zur Schulmeisterei bezüglich Importbestätigung für den Toyota neigt. (Warum haben alle immer das Gefühl, dass wir zum ersten Mal im Leben eine Grenze überqueren?) Im Grenzstädtchen auf ecuadorianischer Seite finden wir in einem Kleinstladen eine nette junge Dame, die uns die SIM Karte Ecuadors verkauft und gleich einrichtet. So sind wir sofort wieder online.

 

Dies ist unser dritter Besuch Ecuadors, aber südlicher als bis Cuenca haben wir das Land noch nie bereist. Daher geht es von der Grenze her zuerst mal ostwärts in Richtung Cuenca. Die Vegetation ändert sich mit jedem Kilometer spür- und sichtbar. Es wird feuchter und grüner. Nach einer ersten Nacht in einem wunderschönen, kleinen Flusstal im Nebelwald geht’s – zuerst weiter auf einer Urwaldpiste – in Richtung Zaruma, einem alten Goldgräberstädtchen, das hoch oben an den Hängen wie hin geklebt wirkt. Bei einem Kaffee werden wir von einem Herrn darauf angesprochen, dass wir für den Parkplatz zahlen müssen, ansonsten es eine Busse im Bereich 100-facher Preis des Parktickets absetzen könnte. Da die Kontrolleure in gelben Westen bereits die Strasse entlangkommen, geht Theres zu den «Verhandlungen» mit ihnen, denn man müsste zuerst eine «Grundkarte» kaufen. Doch wo? Jedenfalls bleibt die Busse aus und der Herr lädt uns zu sich ein, wo wir gratis parken und auch ein paar Tage bleiben können, wenn wir wollen. Wir bedanken uns, haben aber nicht die Absicht, hier länger zu bleiben.

Stattdessen machen wir einen kleinen Rundgang, um die spezielle Holzhäuser-Architektur anzuschauen. Da die Strassen hier zum Teil extrem steil sind, gibt es ein Einbahnsystem. Jedoch so verwirrlich, dass wir es kaum mehr aus dem Städtchen raus schaffen und an einer sehr steilen Strasse sogar die Reduktion benötigen, um hoch zu kommen.

Die Fahrt nach El Cisne, einem Wallfahrtsort, soll über Nebenstrassen (kürzester Weg) führen. Plötzlich ist aber bei einer Flussüberquerung Schluss und wir finden uns auf einem steilen Schotterbergsträsschen wieder, welches auch wieder steilste Abgründe anzubieten hat. Auch mit heutigem Navigations- und Kartenmaterial kann eine Strasse 2-3 Varianten aufweisen und asphaltiert oder eben Naturstrasse sein.

Jedenfalls erreichen wir El Cisne so quasi durch die Hintertür (nicht auf der Strasse, wo die Pilgerbusse hinfahren). Es ist schon erstaunlich, welche Auswirkungen so eine Marienerscheinung auf ein kleines Bergdorf mit ärmlichen Häusern haben kann. Da steht eine Mega-Kathedrale mitten im Dorf und ein riesiger Parkplatz wurde geschaffen für Religions-Touristen. Auf dem Weg ins Tal kommen uns die Büsser zu Fuss entgegen. Die Strasse ist als Kreuzweg gestaltet.

 

In Loja wäre wieder einmal Zeit für ein paar Servicearbeiten am Toyota. Zwei Tage zuvor habe ich versucht ,die Garage per Email zu erreichen und anzufragen, ob sie die Arbeiten machen können. Leider keine Antwort. So fahren wir halt einfach vor und setzen etwas Druck auf mit der Information, dass niemand unser E-Mail beantwortet habe…

Ölwechsel geht nicht, weil sie das passende Öl nicht beschaffen können (Nachteil, wenn man ein so altes Auto fährt!). Hauptarbeit ist das Ersetzen der vorderen Bremsbeläge und das Ersetzen der Bremsflüssigkeit, die auf «Minimum» steht. Die Bremsbeläge haben noch 30%. Wir nehmen sie mit als Ersatz, falls man nochmals wechseln müsste. Kardanwellen werden geschmiert und man macht uns darauf aufmerksam, dass die Radlager Spiel haben. Wir nehmen es zur Kenntnis.

Cuenca

 

Nach einer landschaftlich sehr schönen (grüne Berghänge mit Baumreihen und Buschhecken abgegrenzt), kurvenreichen Fahrt erreichen wir Cuenca. Dort treffen wir wieder mit Doris und Manfred zusammen, die wir schon in Sucre (Bolivien) zu ersten Mal getroffen haben. Der «City-Overlander-Stellplatz» ist eng. Wir sind zwischen hohen Hinterhofmauern eingepfercht. Aber was soll’s. Dafür können wir zu Fuss die herausgeputzte, koloniale Altstadt mit den klassischen weissen Gebäuden besuchen.

Hier werden auch die berühmten "Panama-Hüte" hergestellt. In allen Qualitäts- und somit Preisklassen.

Hier erhalten wir tags darauf auch von Bea unsere Gabeln zurück, die wir in Zorritos vergessen haben. Grund, zum Dank miteinander einen guten Apéritiv und eine herrliche Pizza zu geniessen.

Chimborazo - Banos

 

Unsere Fahrt durch Ecuador orientiert sich an der Panamericana, die im Hochland Richtung Nord verläuft. Dann werden wir aber immer wieder Abstecher machen an Orte, die wir schon kennen, gerne aber nochmals besuchen möchten und natürlich Orte, die wir bisher nicht kennen.

So auch die Chimborazo Region. Der Chimborazo ist ja, vom Erdmittelpunkt aus gemessen, der höchste Berg der Erde und somit natürlich auch der höchste Vulkan Ecuadors. Von Osten durch stauende Wolken nicht sichtbar, lösen sich die Wolken auf der Westseite auf und wir sehen bis zum Gipfel hoch. Hier können wir auch mit dem Auto (braucht keinen 4x4) bis auf 4800 müM fahren; zur unteren Hütte. Man kann sich leicht vorstellen, dass wir hier nicht die einzigen sind.

Quilotoa Loop – Black Sheep Inn

 

Diese Region bereisten wir vor 18 Jahren mit unseren Kindern und der Familie Blum. Der Quilotoa Kratersee ist jetzt touristisch voll erschlossen, was uns eher abstösst, aber so läuft es halt in Zeiten von sozialen Medien und insbesondere Instagram.

Uns interessiert aber, wie es der Ecolodge Black Sheep Inn geht, wo wir vor 18 Jahren übernachtet haben. Wir fahren einfach hin und erzählen die Geschichte, dass wir schon vor 18 Jahren hier waren. Edmundo, seit 12 Jahren der Manager, ist begeistert von unserer Geschichte und wir dürfen auf dem Hotelparkplatz stehen. Vieles ist gleich geblieben in dieser ersten und bis heute wegweisenden Eco Lodge Ecuadors, «erfunden» von einem amerikanischen Pärchen, das damals vor 25 Jahren als Rucksackreisende hier vorbeikam und bis heute geblieben ist. (Sie wohnen privat nebenan und haben die Lodge an die Dorfgemeinschaft vermietet, was Arbeitsplätze schafft.)

Die Guetsli sind immernoch dieselben und schmecken uns auch heute noch vorzüglich. Wir bekommen ein einfaches, vegetarisches Nachtessen. Natürlich geniessen wir auch die einzigartige Toilette: Trocken-Kompost mit direkter Aussicht ins Tal. Das Endprodukt wird als Pflanzendünger wiederverwendet.

Bevor wir am nächsten Morgen weiterfahren, will Edmundo mit uns noch ein kurzes Handy-Video drehen, wo er uns vorstellt und kurz interviewt. Instagram?

Cotopaxi

 

Vom Black Sheep Inn zum Cotopaxi ist es nicht weit. Und zum Cotopaxi fahren wir nun zum dritten Mal, weil der Berg einfach fasziniert und wir schöne Erinnerungen von den ersten zwei Besuchen haben. Auch hier natürlich  - wie beim Chimborazo - der Jahreszeit geschuldet Verhüllungsversuche. Aber erneut haben wir Glück, und als wir in Limpiopungo, der Hochebene auf 3800 müM ankommen, verziehen sich ein paar Wolkenfetzen am Gipfel und wir sehen (fast) den ganzen Berg. Wir müssen feststellen: sowohl Chimborazo wie auch Cotopaxi haben viel weniger Schnee als früher: Jahreszeit oder Klimawandel?

Auch hier können wir bis zum Parkplatz für die Berghütte, der sich auf 4600 müM befindet, fahren. Ohne 4x4 und Reduktion würde man das aber nicht schaffen. Dort oben pfeift einem der Wind den Vulkanstaub um die Ohren.

Im Hostal «Tambopaxi», das unser Freund Reno vor rund 19 Jahren gebaut, es aber später verkauft hat, trinken wir einen Kaffee und erzählen auch hier unsere Geschichte, dass wir vor 18 Jahren mit unseren Kindern und Familie Blum hier waren und einen Dreitages-Treck mit Pack-Pferden im Pàramo unternahmen. Der Manager holt einen Mitarbeiter aus der Küche, der schon über 18 Jahre hier arbeitet. Und tatsächlich, er erinnert sich, dass er damals als Koch dabei war. Anja schickt uns rasch ein paar Fotos aus der Schweiz, die wir ihm zeigen und er bestätigt, dass er auf einem der Fotos zu sehen ist. Unglaublich.

Quito – Reno

 

Auch vom Cotopaxi nach Quito ist es nicht weit, obschon die zwei Orte nicht unterschiedlicher sein könnten.

Wir freuen uns schon lange, endlich Reno wieder zu treffen. Wir kennen Reno seit 33 Jahren und haben ihn natürlich jedes Mal in Ecuador, aber auch in der Schweiz getroffen. Wir finden ihn an seinem neuen Wohnort, einem tiefergelegenen Vorort von Quito, jedoch an einer aussichtsmässig unübertreffbaren Hanglage. Hier dürfen wir ein paar Tage die Gastfreundschaft von ihm und seiner Partnerin Suse sowie der Hündin Cookie geniessen. Vielen Dank!

Wir besuchen von hier aus die Altstadt von Quito. Dies aber nicht mit ÖV, sondern mit dem Taxi, da der ÖV zu gefährlich sei. Immer wieder werden Busse von Banditen gestoppt und die Passagiere ausgeraubt. Ecuador ist in den letzten Jahren zu einem der gefährlichsten Länder Südamerikas geworden. Renos Haus war auch schon zweimal von Einbruchdiebstählen betroffen. Man lebt hier mit Überwachungskameras, hohen Mauern und elektrischen Hecken.

Wir halten uns an die Empfehlungen und so eine Taxifahrt ist ja wie eine kleine Stadtrundfahrt. Der Taxifahrer erzählt uns dazu einiges als er merkt, dass wir Spanisch sprechen und ihn gut verstehen.

Vor unserem Stadtrundgang im historischen Zentrum überblicken wir die Stadt von den Türmen der grössten Kathedrale Quitos.

In den Gassen werden wir dann mit dem »Senf-Trick» konfrontiert, mit dem man versucht, Touristen zu beklauen.

 

Das geht so: Eine Person bespritzt einen von hinten mit einer «Senfmischung». Das merkt man, dreht sich um und meint, dass es ein Vogeldreck sei, was eine hinterher gelaufene Person auch sofort bestätigt und eine Papierserviette zur Reinigung anbietet. Natürlich ist man überrascht und verwirrt und nimmt die Hilfe gerne an. Dann ist man abgelenkt und wird von einer anderen Person potenziell beklaut.

Wir kennen das Thema und gewinnen rasch die Fassung. Merken auch, dass es ja hier gar keine Vögel auf den Bäumen und Gebäuden hat. Wir lehnen weitere Hilfe sofort kategorisch ab und gehen weiter. Natürlich sind die Kleider reif für die Waschmaschine. Dies aber erst, nachdem wir unseren Rundgang zusammen mit vielen andern Touristen beendet und vom gleichen Taxifahrer wieder zu Reno zurückgefahren worden sind.

 

 

Radlagerservice

 

Seit Loja sind wir einige Kilometer gefahren und die Fahrstabilität an der Vorderachse hat sich besonders in Kurven und beim Bremsen deutlich verschlechtert. Wahrscheinlich geht’s jetzt um die Radlager. Wir erhalten bei Toyota einen Termin und möchten auch gleich den fälligen Ölwechsel einschliessen. Leider auch hier Fehlanzeige in Sachen Öl, obschon man uns bei der Anmeldung versichert hat, dass man das passende (verlangte!) Öl beschaffen könne. So arbeitet der Mechaniker an den Radlagern, die tatsächlich zu viel Spiel haben, jedoch zum Glück nicht defekt sind. Die Fertigstellung des Autos verzögert sich noch um zwei Stunden, da in Ecuador jeden Tag für zwei Stunden der Strom abgestellt wird. Knappheit. Wir schlagen uns somit fast den ganzen Tag mit einem Aufenthalt in einem Shopping-Center um die Ohren. Reno hatte recht: Während wir hoffen, das Auto am Mittag wieder zu haben, sagte er voraus, dass es einen ganzen Tag dauern werde.

Der Nebelwald von Mindo

 

Vor der Fahrt in den Nebelwald von Mindo – hier waren wir noch nie – wollen wir noch zu den schönsten Thermen Ecuadors nach Papallacta. Auf dem Weg dorthin müssen wir einen 4000 Meter hohen Pass überqueren und können dabei feststellen, dass der Mechaniker an der Fahrqualität unseres Autos tatsächlich etwas bewirken konnte.

Wir entspannen uns im warmen Thermalwasser und sind nun bereit für die Rückfahrt über den Pass und die Weiterfahrt an Quito vorbei auf 1250 müM hinunter in den Nebelwald. Hier haben wir, weil wir keine Lust auf Übernachtung im Auto bei Regen und Nebel hatten, ein kleines Hotel gebucht. Bei der Ankunft stellen wir fest, dass es von einem Syrer geführt ist. Konsequenz: wir erhalten ein arabisches Frühstück und erfahren die Hintergründe, warum er mit seiner Familie hier ist. (Man brauchte 2016 kein Visum, um nach Ecuador zu kommen. Sein arabisches Restaurant in Quito ging während Corona Konkurs. Jetzt ist er hier angestellt und schickt aber trotzdem jeden Monat Geld dem Familienteil, der immernoch in Syrien lebt.)

Nachdem es bei der Ankunft in Mindo noch stark regnete und die umliegenden, bewaldeten Hügel nebelverhangen sind, treffen wir am nächsten Morgen auf besseres Wetter. Wir nutzen es für einen Spaziergang im Nebelwald zu ein paar lauschigen Wasserfällen. Wir müssen dazu zuerst mit einer archaischen Seilbahn, in einem Metallkorb stehend, eine tiefe Schlucht überqueren. Bei einem Kaffee können wir Colibris, die mit Zuckerwasser an die Futterstellen gelockt werden, beobachten. Ein eindrucksvolles Herumgeschwirre und faszinierend zu sehen, wie die kleinen Vögelchen in der Luft stillstehen können. Am Nachmittag ein weiterer Spaziergang im Wald, wo es aber bald zu regnen beginnt und wir froh sind, wieder ins Hotelzimmer zurückzukehren.

Bevor wir auf demselben Weg nach Quito zurückkehren, gelingen Theres bei einer weiteren Futterstelle eines andern Hotels noch ein paar fantastische Colibri Aufnahmen.

SPECIAL: Colibris

Äquatorüberquerung - Cayambe

 

Auch beim Cayambe ist unser Ziel, ein Foto vom Gipfel machen zu können. Als wir morgens aufstehen, ist der Berg unverhüllt und wir rechnen uns gute Chancen aus. Also los. Einmalmehr führt eine Strasse (sogar mit Kunststeinen ausgelegt) in die Höhe zur Berghütte. Doch das Wetter zieht Wolken um den Gipfel und auf 4000 müM ist dann der Weg für uns zu Ende. Hier ist die Strasse noch im Ausbau und die mögliche Umfahrung ist uns zu riskant. Wir kehren um, versuchen noch an einer andern Stelle, näher an den Gipfel zu kommen, werden aber von wegen «Privatgrund» gesperrten Wegen gestoppt.

 

 

Finca Sommerwind – endlich Ölwechsel

 

Die Finca Sommerwind bei Ibarra ist bei den Südamerika-Reisenden mitunter weltberühmt. Das ist unser nächstes Ziel. Auf dem Weg dorthin machen wir einen kurzen Stopp in Otavalo, dessen Indio-Markt auch weltberühmt ist. Doch eben, hier heisst dies, dass es touristisch überentwickelt ist, und wir begnügen uns mit einem kurzen Besuch um festzustellen, dass wir nicht mehr davon sehen müssen.

 

Zurück zur Finca Sommerwind. Der Deutsche Exseemann Hans hat hier ein «Klein-Deutschland» hingestellt. Restaurant mit «Biergarten» und einer breiten Auswahl deutscher Biere. Natürlich kennt er auch die Angebote der Stadt Ibarra und des Umlandes und so kann er uns einen Ölwechsler empfehlen, der tatsächlich unser Öl hat und somit wird das eine kurze Sache und der Toyotamotor ist wieder bereit für die nächsten 10'000 Kilometer. Hans klärt für uns auch ab (nachdem wir eine im Reiseführer erwähnte Agentur tags zuvor in Otavalo nicht finden konnten), welche Exkursionsmöglichkeiten es im Valle Intag gibt, das wie Mindo am Westabhang der Anden liegt. Wir interessieren uns für die Besichtigung von Handwerksbetrieben in diesem abgelegenen Tal.

Valle de Intag: Agavenfasern als Rohmaterial, nachhaltiger Kaffeeanbau

 

Nach einer kurvenreichen Fahrt bei schönem Wetter ins Intag Tal treffen wir Margarita, die uns für einen Tag Touristenführerin sein wird. Sie lebt hier schon das ganze Leben. Zuerst geht es zu einer Kooperative von Frauen, die aus Agavenfasern Kunsthandwerkgegenstände herstellen. Hier hören wir auch etwas über die politische Botschaft dieses Tals, dass man sich nämlich bisher erfolgreich gegen Pläne der Wirtschaft, in diesem Tal Kupfer abzubauen, gewehrt hat (Peruanische und Chilenische Minengesellschaften). Wir kaufen zwei Produkte und das Einzigartige daran ist, dass wir die zwei Frauen, die das hergestellt haben gleich noch persönlich kennen lernen. Der Zufall will es nämlich, dass heute hier alle Frauen der Kooperative zum Vorweihnachtsfest versammelt sind.

Nach einem einfachen Mittagessen im Dorf fahren wir zu Margarita nach Hause. Sie und ihr Mann betreiben einen kleine handwerkliche, nachhaltige Kaffee-Finca. Und sie wollen uns den ganzen Prozess der Kaffeeherstellung ohne Maschinen vom Pflücken der richtig reifen Bohnen über die Röstung (von Hand über dem Feuer in einer tönernen Schale) bis zum Abpacken zeigen. Wir dürfen auch bei ein paar Schritten selbst mitarbeiten. Klar, dass wir zum Schluss auch dieses Produkt kaufen als Erinnerung.

Auf der Fahrt zurück ins Hochland hat sich der Himmel wie üblich im Nebelwald zugezogen und der Regen hat eingesetzt. Die Intensität beeindruckt uns, denn braune Sturzbäche überqueren die Strasse. Kein Wunder gab es hier vor zwei Tagen etliche Erdrutsche, die mit grossen Baggern beseitigt werden mussten, bevor das Tal für Autos wieder erreichbar war.

Reserva El Angel: Frailejones, Laguna Voladero

 

Die Reserva El Angel, die wir vor 18 Jahren schon besucht haben, soll unser letzter Abstecher in Ecuador sein vor dem Grenzübertritt nach Kolumbien. Ob wir hierher kommen können, haben wir mit Reno in Quito diskutiert, weil wir gehört haben, dass hier, nahe der Grenze zu Kolumbien, die Pfade der Drogenkuriere durch die Berge an die ecuadorianische Küste durchführen. Reno hat uns nicht abgeraten, daher sind wir jetzt hier. Aber nicht im Westteil wie vor 18 Jahren, sondern im Osten bei den Lagunen Voladero, die sich am Rand des grössten und einzigen Waldes von Frailejones dieser Art befinden. Frailejones sind eine Kakteenart mit pelzigen Blättern und mehreren Metern hohen Fruchtstempeln. Diese Bäume wachsen ca. 2-3 Zentimeter pro Jahr und sind natürlich geschützt. Der Weg dorthin ist eine grobe, 15 Kilometer lange Schotterstrasse bis auf 3800 müM. Das Wetter ist wunderbar, obwohl sich langsam wieder ein paar Regenwolken zusammenziehen, was aber für diese Region ebenfalls normal ist. Es reicht für uns für eine Kurzwanderung zu den Lagunen und durch diesen einzigartigen Märchenwald. Der Donner ist schon in der Ferne zu hören.