Vulkane – Pampa- Valle Hermoso und der Dieseltank fällt (fast) ab

Llaima und Lonquimay – zwei eindrückliche Vulkane

 

Nach stundenlanger Autobahnfahrt finden wir einen kleinen Campingplatz in der Nähe von Melipeuco. Wir sind die einzigen in diesem lichten Wäldchen am Fluss. Für uns wird der Warmwasserbolier der Dusche mit Holz eingeheizt und eine Stunde später haben wir exklusiv warmes Wasser zum Duschen.

Auch hier kommen wir mit einer Familie ins Gespräch. Sie wollen den Abend mit Fischen und Grillieren am Fluss verbringen, zuerst aber wird intensiv über unsere Reise und unser Auto gefachsimpelt. (Generell wird immer die alte, aber äusserst zuverlässige Motorentechnologie von Toyota gelobt.)

 

Unsere Weiterfahrt führt zum Vulkan Llaima, welcher im gleichnamigen Nationalpark liegt. Doch wir werden an Eingang zum Park jäh gestoppt. Zuerst will man uns nicht durchlassen. Dann erklärt man uns, dass wir nur zur Ortschaft am anderen Ende durchfahren dürfen, aber nicht wandern. Die Toiletten sind geschlossen. Und warum das Ganze: Weil der Nationalpark am Montag offiziell geschlossen ist…

Man gibt uns 90 Minuten für die Durchquerung und fotografiert unsere Nummer, um sie an die Ausfahrtstelle zu melden, damit man uns kontrollieren kann. Aber hallo?

 

Wir fahren los. Der Ripio ist zum Teil extrem und lässt nur ein langsames Vorankommen zu. Wir sind beeindruckt von den teils bis zu 20 Meter mächtigen Lavaströmen, denen wir entlangfahren. Die sind noch nicht alt und haben kaum Vegetation.

 

Bei der Ausfahrt aus dem Park angekommen interessiert sich überhaupt niemand, ob wir jetzt die 90 Minuten eingehalten haben oder nicht. Was sollte eigentlich das Ganze, zumal wir viele parkierte Autos von Wanderern gesehen haben?

 

Unsere nächste Aufmerksamkeit gilt dem Vulkan Lonquimay nur wenige Auto Kilometer weiter. Auch hier ein kleines Skigebiet und auf dem Weg zu einem Passübergang – längst wieder auf Ripio Strasse – wird es immer sandiger und vulkanischer. Aber der Blick auf die andere Seite ins Tal ist atemberaubend. An Weihnachten 1988 ist der Lonquimay für 2 Jahre ausgebrochen. Ein breiter, mächtiger, schwarzer Lavastrom zieht sich das gesamte Tal hinunter in Richtung Rio Bio Bio (so heisst er Fluss dort wirklich). Man kann genau erkennen, wo der Lavastrom die Bäume nur noch schiefdrücken, aber nicht mehr unter sich begraben konnte. Die pure Naturgewalt. Unser Weg führt bergab diesem Lavastrom entlang, dessen Mächtigkeit wir auf zum Teil über 20 Meter schätzen. Am Rand zwischen Strom und Piste sind kleine Lagunen entstanden mit abgestorbenen Bäumen und farbigen neuen Pflanzen. Eine gewaltige Landschaft.

 

Dann geht’s den Rio Bio Bio hoch bis zur Ortschaft Lonquimay, und am nächsten Tag sind wir über einen 2000 Meter hohen Pass zurück in Argentinien. Nun soll es die nächsten Tage auf der Ruta 40 vorallem nordwärts gehen, wobei wir auf den einen oder andern Abstecher von der Ruta 40 nach Westen an die Kordillere bewusst verzichten. Es gibt einfach fast zu viel zu sehen hier.

 

Das Wetter ist sehr heiss in Chos Malal und für Schatten bleibt nur die Möglichkeit, auf den Campingplatz zu gehen. Der ist wie meist sehr «basic» und füllt sich im Laufe des späteren Nachmittags rasch, bis er abends zum Bersten voll ist. (Das erste mal auf unserer Reise.) Natürlich sind die meisten Camper Chilenen und Argentinier, die nun ihre wohlverdienten Sommerferien geniessen. Eigentlich hätten wir es gerne etwas ruhiger aber was solls. Ist ja nur für eine Nacht.

Spontan gesellen sich Heidi und Werner sowie Marlis und Kurt mit ihren Mercedes Sprinter 4x4 Campingbussen hinzu und wir geniessen an diesem Abend eine Schweizer Ecke auf diesem Camping.

 

Natürlich tauschen wir wie immer in solchen Situationen Reiseinformationen aus. Wie ist es im Süden, was kommt im Norden auf uns zu? So erhalten wir die Empfehlung, hinter Las Lenas dem Skiort, ins Valle Hermoso (der Name sagt es) zu fahren.

Machen wir. Aber zuerst gibt’s noch weitere Kilometer auf der Ruta 40 nordwärts, teils mit argem Ripio und somit gemächlicher Geschwindigkeit, oft aber asphaltiert.

Kurz nach Malargue zweigen wir ab und erreichen bald Las Lenas. Immer wenn wir in Chile oder Argentinien an solchen «Skistationen» vorbeikommen (wir gehen da ja nicht absichtlich hin, um sie zu besuchen), sind wir doch recht belustigt und müssen schmunzeln, wie hier Wintersport betrieben wird. Gut, es ist jetzt hier Hochsommer und vielleicht wirkt das Ganze im Winter wirklich anders. Aber es sind halt kleinste Retortenorte, wo man ins Hotel anreist, Skiausrüstung von A-Z mietet und ein paar Lifte vorfindet, die meisten noch von der Art «superslow». Trotzdem dienen solche Orte (Ushuaia, Las Lenas) offenbar unseren Skiprofis für das Sommertraining.

 

 

Valle Hermoso – der Tank fällt (fast) ab

 

Auf schmaler Piste geht es hinter Las Lenas hoch, über einen Pass zum Valle Hermoso, welches man nach einem holprigen, steilen Abstieg erreicht. Die Aussicht vom Pass ist fantastisch, auch auf die umliegenden Berge. Man kann von hier auch über kleine Offroadpisten direkt zur Grenze nach Chile fahren.

Auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht beginnt es plötzlich unter dem Auto zu scheppern.

Ich denke, wir schauen uns das an, wenn wir in Kürze an unserem Stellplatz stehen und mache noch eine Wasserdurchfahrt. Das Scheppern nimmt deutlich zu. Besser jetzt schauen. Ja, eines von zwei Bändern, die als Tankaufhängung dienen, ist gebrochen und hängt schräg hinunter. Zwei Drittel des Tanks hängen so quasi frei in der Luft. Keine Ahnung, wie gut der Tank noch hält mit nur einer Aufhängung. Schnell wird klar, dass wir den Tank sofort mit einem Spannset sichern müssen, um dann an einem ebenen Platz (dem Stellplatz eben) eine improvisierte Reparatur machen zu können. Zuerst müssen wir aber «wie auf Eiern» nochmals das Flüsschen durchqueren, in dieser Situation möchten wir lieber richtig Zivilisation als weiter in die Einsamkeit.

Wie üblich in solchen Situationen beginnt es nun zu regnen (ein Gewitter; zum ersten Mal seit ewig) als wir uns unters Auto legen müssen. Kommt dazu, dass Tom seit mehreren Tagen an einem Hexenschuss leidet und so nicht wirklich unters Auto liegen kann. Aber die Chefmechanikerin Theres hat das im Griff und so entsteht die finale Improvisationslösung mit mehreren Spannsets, Panzerband und Kabelbindern. Da bewegt sich auf den 500 Kilometern bis zum Schweisser nichts, aber auch gar nichts.

 

Später stellen wir beim Betrachten unserer Fotos fest, dass die Aufhängung schon oben auf dem Pass, der ins Valle Hermoso hinunterführt, gebrochen war. Wir sind also schon mehrere Kilometer ruppigste Strasse gefahren, bis das Scheppern den Schaden gemeldet hat. Glück gehabt, dass der Tank da nicht ganz runter fiel.

 

Also ist jetzt ein guter Schweisser gefragt. Nach Herumfragen in Malargue und ein paar Besuchen bei Schweissern, die uns nicht überzeugten, erinnerten wir uns, dass wir von Kurt zwei Tage zuvor den Hinweis auf einen Schweizer (Patrick) in der Nähe von San Rafael erhalten haben. Wir kontaktieren ihn wie üblich per Whatsapp und er sagt, wir sollen vorbeikommen. Er betreibt ausserhalb von San Rafael einen (Tages-)Campingplatz, eine Wakeboardanlage und ist Pilot für Flugsafaris in Patagonien. Ein paar Stunden später sind wir dort und Patrick kontaktiert den Schweisser seines Vertrauens, so dass wir noch am selben Abend hinfahren und das Vorgehen mit ihm besprechen können. Leider ist es Freitagabend. Also geht nichts mehr auf die Schnelle und am Samstag will er es nicht machen, falls er Zusatzmaterial braucht und die entsprechenden Läden nicht geöffnet sind wäre das ungeschickt. Also vereinbaren wir Montag 0800 Uhr zurück zu sein für die Reparatur.

 

Somit müssen wir uns das Wochenende um die Ohren schlagen und den Besuch der Bodega von Dieter Meier nahe Mendoza nach hinten verschieben. Patrick empfiehlt uns als Tagesausflug die Fahrt zum Valle Grande, durch den Canon del Atuel nach El Nihuil. Auch eine sehr touristische Gegend und mit Sommerferien und Wochenende kommt da schon etwas an Verkehr und Menschen zusammen. Das ändert sich aber, als wir den Canon del Atuel erreichen, eine ziemlich ruppige Wellblechpiste führt durch die wilde Felslandschaft. Nicht vergessen: Wir fahren immernoch mit unserm «Tank Halte Provisorium» herum. Also sind wir immernoch etwas «auf Eiern» und steigen mehrmals aus, um zu kontrollieren, ob noch alles hält. Tut es. Keinen Millimeter verrutscht. Trotzdem sind wir froh, als wir für die Rückfahrt nach San Rafael zurück auf Asphalt sind.

 

Da wir seit ein paar Tagen die Mitteilung haben, dass es Tom’s Vater gesundheitlich schlechter geht, schauen wir, dass wir immer eine möglichst gute Internetverbindung haben und bleiben für zwei Nächte in der Nähe von San Rafael in einer Cabana.

 

Am Montagmorgen stehen wir pünktlich um 8 Uhr vor der Schweisserbude. Der Schweisser kommt auf dem Fahrrad zehn Minuten später und beginnt gleich mit der Arbeit. Wir schauen zu und lassen uns erklären, was er genau vorhat. Wir verstehen zwar auf Grund seines Akzentes weniger, als wir sonst Spanisch verstehen. Aber beim Zuschauen schöpfen wir Vertrauen, dass es gut kommt. Wir spendieren ihm und seinem Bruder, der auch dort arbeitet, einen «Znüni» (Brotzeit, Jause), was sie sehr schätzen. Nach drei Stunden erklärt er seine Arbeit für beendet und erklärt uns nochmals, was er gemacht hat und warum. Alles klar. Kostenpunkt knapp 60 Franken.

 

Flugfaszination im Canon de Atuel

Reiseunterbruch – Rückreise in die Schweiz

 

Beim Hostal «Rosengarten» in San Carlos finden wir im liebevoll bepflanzten und schattenspendenden Garten mit gemütlichen Sitzgelegenheiten einen Abstellplatz neben einem kanadischen Ehepaar mit einem «Fifth Wheeler» (Pickup Truck mit Sattelauflieger Camper). Jack ist schon 28 Jahre auf Reise, da er mit 39 Jahren in Rente ging. Frei nach dem FIRE-Lebensstil (Financial Independence Retire Early; siehe auch «Frugalismus»). Zuletzt war er «Professor of Finance» an einer kanadischen Universität. Es ist immerwieder super spannend, welche Leute man unterwegs antrifft, mit denen man sich unterhält und dann seines Weges geht. Wir geniessen gemeinsam eine Parillada im Garten.

 

Am nächsten Morgen (Dienstag) warten wir mit einer gewissen Spannung auf Neuigkeiten von Tom’s Vater. Leider sind die wie befürchtet negativ, so dass wir um zehn Uhr morgens beschliessen, unsere Reise hier zu unterbrechen und in die Schweiz zurückzureisen.

 

In Erwartung dieser Nachrichten haben wir schon recherchiert, wo wir das Auto für ein paar Monate einstellen könnten. Es ist ein Stellplatz im Grossraum Mendoza. Dort sind wir schon vorangemeldet und es sind keine zwei Stunden Fahrzeit bis dorthin. Auf der Fahrt gilt es, so rasch als möglich Flugbillette zu organisieren und sich mit der Familie zu Hause abzustimmen. Theres macht das als Beifahrerin mit unseren zwei Mobiltelefonen über Whatsapp. Als wir bei Valentin ankommen, wissen wir, dass unser Flug ab Mendoza am Mittwoch 11 Uhr sein wird und dass wir am Donnerstag um 11 Uhr in Zürich sein werden.

Den Nachmittag und Abend nutzen wir auf unserem Stellplatz im Garten von Valentin, um zu packen, das Auto zu gut wie möglich zu reinigen und für das monatelange Stehen vorzubereiten. Mit anderen Reisenden, die ebenfalls ihr Auto hier lassen, und Valentin trinken wir abends noch eine (oder zwei, drei) Flasche Wein. Der Weinkeller eines abgestellten Fahrzeugs muss leer sein 😉. Am nächsten Morgen fahren wir unseren Toyota in die Abstellhalle und übergeben Valentin den Schlüssel. Er wird das Auto bei Sonne ab und zu mal raus fahren aus der Halle, damit die Solarpaneele die Batterien in Schwung halten können.

 

Dann fährt er uns an den Flughafen von Mendoza.

 

Im August müssen wir zurück sein, weil dann das TIP (temporäre Einfuhrbewilligung des Zolls) für den Toyota ausläuft. Kürzester Weg wird dann sein, nach Chile zu fahren, falls es die Schneesituation erlaubt.