Kolumbien - Vielfalt vom Hochland bis zur Karibik

Grenzübertritt

 

Unsere bisherigen Grenzübertritte empfanden wir eigentlich immer als recht speditiv und nicht übermässig bürokratisch. Wir konnten uns aber nicht verkneifen zu sagen, dass die Grenzprozesse in Südamerika auf sehr wenig Verkehr ausgerichtet sind. In Mitteleuropa mit seinem grenzüberschreitenden Verkehrsaufkommen wäre man entsprechend verloren und müsste wohl einige Tage an der Grenze verbringen, bis man einreisen könnte.

 

An der kolumbianischen Grenze übertreiben sie es mit der Digitalisierung (= Abschieben der Arbeit vom Grenzer an den Einreisenden, bzw. Minimierung der Dienstleistung), es artet in komplizierte und zeitfressende Bürokratie für den Reisenden aus. Und das geht so: Eigentlich muss man schon als Vorbereitung für den Grenzübertritt Online Formulare ausfüllen – falls das Tool funktioniert und das Internet genügend schnell ist - und dann die E-Mail-Bestätigungen beim eigentlichen Grenzübertritt vorzeigen. Das Tool funktioniert nicht; wir erscheinen ohne Vorbereitung an der Grenze. Dort spricht uns auch niemand auf ein ausgefülltes Onlineformular an, zu unserem Erstaunen ist die Personeneinreise doch wieder analog und «altmodisch» (Stempel im Pass).

Anspruchsvoller wird es aber, wenn es um die Einreise unseres Toyota geht, denn auch hier brauchen wir eine temporäre Einfuhrbewilligung (TIP – «Temporary Import Permit») für das Auto. Am entsprechenden Amtseingang hängt ein grosses Plakat, welches ca. 5 Dokumente angibt, die mit einer Scan Software einzuscannen und in einem einzigen pdf abzuspeichern sind. Dieses muss dann hochgeladen werden. Das ist Voraussetzung, um in ein Büro vorgelassen zu werden. Nach ein paar Softwareabstürzen und Fehltippern schaffen wir es. Ein junger Kolumbianer der Englisch spricht erklärt uns, was wir in Sachen «Amts-Spanisch» nicht verstehen. Drinnen dann eine durchaus freundliche Dame, die uns den TIP für das Auto ausstellt und darauf beharrt, dass wir von der Autorisierung (ein vielstelliger Code auf einer Webseite) ein Foto machen, welches wir bei Polizeikontrollen vorzeigen könnten. Eine Versicherung (SOAT) haben wir schon ein paar Tage zuvor online gekauft. – Macht dann eineinhalb Stunden für den Grenzübertritt.

Weihnachtstage im Tiny House an der Laguna La Cocha

 

Nach einem kurzen Besuch beim Wallfahrtsort Las Lajas, mit einer Kirche in einem tiefen Tal, fahren wir zur Laguna La Cocha, weil wir hier für Weihnachten ein Tiny House über Airbnb gebucht haben. Wir haben das schon über die letztjährigen Weihnachtstage gemacht und wollen es wieder so halten. Die Laguna La Cocha liegt auf rund 2800müM in einer der Schweiz (Appenzellerland plus See) recht ähnlichen Landschaft.

 

Wir treffen hier den Vermieter Esteban (Steven), ein Kolumbianer, der 25 Jahre in England gewohnt und gearbeitet hat und ein Profi in Sachen Organisationsentwicklung, Konflikt- und Change-Management ist. Und so erfahren wir, dass er in dieser Gegend mit seiner Methodik einen entscheidenden Beitrag leisten konnte, dass sich die verschiedenen Gruppierungen wieder vertrauten und letztlich die Guerilla-Gruppen die Waffen niedergelegt haben. Wichtig war auch, dass er sozusagen ein Einheimischer ist und die Leute kennt. Eine wichtige Voraussetzung, um deren Vertrauen gewinnen zu können und dass sie zur Zusammenarbeit bereit waren.

Hier wird uns zum ersten Mal in Kolumbien «Tinto» angeboten. Das ist ein kleiner schwarzer Kaffee (die Kolumbianer sind stolz auf ihren Kaffeeanbau) mit oder ohne Zucker. Es sollten in Kolumbien noch viel «Tintos» folgen.

 

Das Wetter an der Laguna ist über die Weihnachtstage verhangen, zum Teil regnet es. Es bleibt uns also viel Zeit, die Zeit ausserhalb unseres fahrenden Hauses zu geniessen und fleissig am nächsten Blogbeitrag zu schreiben. Das Leben im Tiny House ist in diesen Tagen nur knapp gemütlich, da das Wetter draussen wirklich kühl und neblig ist, die Häuser in Südamerika im Allgemeinen nicht isoliert sind und wir nur ein kleines Elektroöfeli zur Verfügung haben, um die Stube etwas zu wärmen. Ein eigentliches Weihnachtsessen gibt es nicht, dafür einen Videoanruf bei der Familie.

Schliesslich sind wir aber irgendwie froh, dass wir wieder in den Toyota zügeln können und unsere Reise wieder fortsetzen.

Fahrt nach Popayan und versuchter Autoeinbruch

 

In Kolumbien fahren wir gewisse Strecken in die entgegengesetzte Richtung der Veloroute vor über dreissig Jahren. Die Strecke Popayan - Pasto aber kennen wir nur aus dem Bus, weil man uns damals wegen Guerilla und paramilitärischer Aktivität in dieser Region klar vom Fahrradfahren abriet. Somit wollen wir diese Strecke nun mit dem Auto fahren. Und es ist, wie uns einige Kolumbianer schon gesagt und uns quasi vorgewarnt haben, eine sonderbare Strecke. Da ist einmal die Abgeschiedenheit. Sie ist im Süden des Landes ohnehin stets präsent. Aber hier ist wirklich nichts ausser die Panamericana, Natur und ein paar sehr ärmliche Hüttendörfer. Und bei diesen Hüttendörfern stehen Kinder und Alte am Strassenrand und strecken den vorbeifahrenden Autos die Hand zum Betteln entgegen. Manchmal geht es so weit, dass sie eine Schnur als Strassensperre über die Strasse spannen und dann so einen Wegzoll verlangen. Es irritiert uns und wir nennen solche Aktionen ab jetzt «Wegelagerer». Wir schaffen es aber nach Popayan ohne zu bezahlen.

Am späteren Morgen hier angekommen, wollen wir uns in einer Bäckerei bei einer Tankstelle einen Kaffee und etwas Süsses kaufen. Wir stehen am Tresen und plötzlich ist Theres weg. Als ich sie wieder sehe, kommt sie vom parkierten Toyota zurück. Sie hat einen Mann beobachtet, der hinter dem Auto durchging und nicht wieder hervorkam. Sie stellt ihn dann, als er an der Fahrertür rumnestelt. Auf die Frage, was er denn hier mache, sagt er, er habe nur gepinkelt. (Ans Auto pinkeln ist in Südamerika durchaus üblich; jedoch nicht gerade an die Fahrertür.) Dann steigt er auf das Motorrad seines Kumpels und die beiden fahren davon. Als wir ein paar Minuten später einsteigen wollen, geht der Schlüssel auf der Fahrerseite nicht mehr ins Schloss. Der Pinkler wollte das Auto aufbrechen und hat das Schloss entsprechend «bearbeitet». Hätte Theres Sekunden später hingeschaut, wären wir sicher wieder um ein paar Dinge erleichtert worden. Unser Adrenalin ist wiedereinmal ganz oben und man verliert in solchen Momenten jeweils ziemlich viel Lust am Reisen und hat eine Wut im Bauch auf die Bewohner des Landes. Unsere Konsequenz: In Kolumbien bleibt immer jemand beim Auto, ausser es ist ein klar bewachter Parkplatz. Zu zweit im Supermarkt einkaufen machen wir nicht mehr, denn unsere Reise geht bald zu Ende und wir wollen das Auto ganz und mit allen unseren Dingen nach Hause bringen. Also minimieren wir das Risiko maximal.

San Augustin: First-Timer auf dem 4x4 Quad

 

Nach einer eher mühsamen, holprigen und langsamen Fahrt über die Kordillere erreichen wir San Augustin. Auch ein Ort, wo wir schon vor 30 Jahren mit den Velos waren. Hier besichtigen wir das Weltkulturerbe der präkolumbianischen Ausgrabungen. Und stellen auch hier - wie schon an anderen Orten, die wir von früher kennen - fest: Alles ist viel touristischer geworden. Aber auch diesmal faszinieren uns die Statuen im archäologischen Park, über deren Herkunft und Bedeutung man auch heute noch wenig weiss. Wegen der Feiertage ist der Park mit einheimischen Touristen recht voll und wir geniessen freien Eintritt, weil das offenbar jeden dritten Freitag im Monat so gehandhabt wird. Um vom Park zum Dorf zurückzukehren setzen wir uns zu zweit hinten auf ein Motorrad. Muss man ja auch einmal im Leben gemacht haben. Hat Spass gemacht und der Fahrer hat auf die Ängste der Touristen Rücksicht genommen und die Kurven gemächlich gefahren.

Und wenn wir schon bei den «First-Timern» sind: am nächsten Tag machen wir mit dem Campingplatz Betreiber Pablo eine geführte Quad Tour zu zwei archäologischen Ausgrabungsstätten, die im Umland von San Augustin liegen. Eine Quad Genusstour durch die grüne Hügellandschaft Südkolumbiens.

 

 

Sylvester

 

An Sylvester fahren wir im Magdalena Tal (benannt nach dem Fluss, der ganz im Norden in die Karibik mündet) nordwärts. Offenbar ist es ein Sylvesterbrauch in Kolumbien (oder zumindest im oberen Magdalena Tal), dass die Jugendlichen sich mit Mehl überschütten und dann in der schon erwähnten Art Strassensperren machen, um Geld einzukassieren. Den Sylvesterabend verbringen wir auf dem Parkplatz eines Restaurants mit Swimming Pool. Der Pool erlaubt die nötige Abkühlung, denn hier unten auf rund 300müM ist es drückend heiss und schwül. Wir finden, dass dies nicht ein sehr feierlicher Ort ist und sind ohnehin überzeugt, dass das Jahr 2024 auch ohne ein Fest beginnen wird und sich die Welt nur deswegen eh nicht zum Besseren wendet. So verkriechen wir uns schon vor diesem ominösen Zeitpunkt ins Bett.

Salento, Wachspalmen und Filandia

 

Währenddem wohl die meisten an Neujahr ausschlafen, sind wir schon früh auf der Strasse und wollen wieder in die Höhe, wo es kühler ist. Die Fahrt führt über «La Linea». Es geht auf der Hauptverbindungsstrasse hinauf auf über 3400müM und dann hinunter ins rund 2000 Meter hoch gelegene Cauca Tal, das parallel zum Magdalena Tal verläuft. Auch an Neujahr: eine Lastwagenkolonne, die sich vor uns die Passtrasse hochschlängelt.

 

Wir besuchen, ganz dem Reiseführer folgend, das farbenfrohe Kolonialdorf Salento und das Cocora Tal mit seinen Wachspalmen, die geschützt sind. «Geschützt» zeigt sich dann so, dass rundherum der Wald abgeholzt worden ist und nun Kühe weiden (Eindrücke einer Schweizer Alp; ausser das mit den Palmen….). Die Palmen stehen einzeln auf diesen Weiden und wo es noch lose Gruppierungen dieser schönen Bäume gibt, zieht es die Touristen in mittlerweile bekannter Instagram Manier hin. Wir haben das schnell gesehen und fahren weiter nach Filandia. Hier ist aber der Teufel los an diesen Feiertagen in Sachen Touristen. Im farbenfrohen Kolonialdorf sammeln wir in der sich langsam durch Filandia windenden Autoschlange Eindrücke der schönen Holzbalkone im ersten Stock.

 

 

Baustellen Irrsinn auf dem Weg nach Medellin

 

Hier geht es nicht um «just another» Touristenattraktion. Sondern um «sonderbare Geschehnisse», wie wir sie bisher nur in Südamerika erlebt haben und die uns als Europäer doch zuweilen riesiges Stirnrunzeln verursachen.

Dazu muss man wissen, dass Baustellen in Südamerika nie mit Lichtsignalanlagen geregelt werden, weil kaum ein Fahrer diszipliniert warten würde, bis er «Grün» erhält (siehe auch unsere Beschreibung, was in Bolivien geschah, als das Licht auf «rot» stand.) Also steht da eine Person, die mit einer Kelle, wie ein Bahnhofvorstand früher, die Fahrt freigibt. Mit der Zeit nannten wir die nur noch einen «SIGA/PARE». (Fahren/Anhalten)

Dazu kommt, dass die «Rot» Phase durchaus 30 Minuten dauern kann, was die Geduld der Südamerikaner (speziell der Kolumbianer, Bolivianer, Peruaner) arg strapaziert.

Wenn dann «Grün» (SIGA Kelle) kommt, fahren alle los (ich meine wirklich ALLE, wie die Idioten) um noch möglichst viele Fahrzeuge überholen zu können, bevor es wirklich durch die Baustelle geht. Theoretisch kommt ja kein Gegenverkehr. Falls jetzt aber doch noch ein Fahrzeug, zum Beispiel ein langsamer Lastwagen, mit Verspätung durch die einspurige Baustelle kommt, ist das Chaos komplett und der Verkehrsregler mit der Kelle steht da wie ein begossener Pudel.

So geschehen auf dem Weg nach Medellín, wo wir auf der zweispurigen Strasse vierspurig vor dem einspurig entgegenkommenden Verkehr stehen. Nichts geht mehr, ein Riesengehupe und nach ungefähr einer zusätzlichen Viertelstunde Warten kann eine einspurige Gasse geöffnet werden, damit der verspätete Lastwagen und noch weitere Fahrzeuge die Baustellenpassage verlassen können. Als die Strasse endlich wirklich frei ist, wäre ein 4 auf 1 Reissverschluss gefragt. Und das können die Kolumbianer schon gar nicht. Also einmal mehr das grosse Hauen und Stechen um Millimeter im vierspurigen Autosalat. Einfach der Wahnsinn, solches zu erleben. Besser als überlaufene und abgegriffene Touristenattraktionen gemäss Reiseführer.

Medellin und Communa 13

 

Da es in Medellin keinen geschützten Standplatz in der Stadt gibt, entscheiden wir uns ein weiteres Mal für eine Reservation einer Unterkunft über Airbnb. Diese liegt ziemlich zentral, was bedeutet, dass wir von Süden kommend etwa 15 Kilometer Stadtverkehr meistern müssen. Faktisch geht das nur zu zweit, denn wir sind wie nie zuvor in einer grossen Stadt von hunderten Motorrädern «umzingelt». Das macht Spurwechsel zur echten Herausforderung und Theres als Beifahrerin muss nach rechts immer schauen, dass wir nicht gerade von fünf Mopeds überholt werden. Oder dann Scheibe runterkurbeln und mit Handzeichen zu verstehen geben, dass man gerne nach links/rechts wechseln würde. So und mit viel Hupen geht’s einigermassen.

 

Das moderne Loft entspricht den Fotos im Internet. Aber was man nicht sieht, ist was man hört: Das Loft ist aus unserer Sicht nur ungenügend schallisoliert und so fühlen wir uns in der Nacht vom Strassenlärm gestört. Airbnb bleibt halt (wie Hotels über Booking) immer ein Restrisiko. Darum fühlen wir uns eigentlich am wohlsten im eigenen Auto. Alles dabei und man weiss, was man erwarten kann.

 

Wir lassen uns mit dem Taxi ins Zentrum fahren und besichtigen die Plaza Botero (Fernando Botero (* 19. April 1932 in Medellín; † 15. September 2023 in Monaco), wo zahlreiche Bronze-Plastiken des bekannten kolumbianischen Künstlers aufgestellt sind. Ansonsten hat das Stadtzentrum aus unserer Sicht nicht viel zu bieten. Uns schockiert eher, dass hier in der Kirche des Gründerquartiers um halb elf Uhr morgens eine Messe mit tiefgläubigen Betenden stattfindet und gleichzeitig draussen auf dem Vorplatz Prostituierte anschaffen und Süchtige oder Obdachlose in einem leeren Brunnentrog schlafen.

Den Rest des Tages besichtigen wir die Stadt- wie schon in La Paz- per Gondel von oben.

 

Eine Führung durch die Communa 13 ist seit einigen Jahren das touristische Highlight Medellíns. Hierhin zu gehen, wo bis 2002 Guerillas, Paramilitärs und Drogenkartelle sich bekämpften, ist heute individuell oder mit einer Führung möglich. Auf der Führung, die von einem ehemaligen Bewohner dieser Zone geleitet wird, erfahren wir interessante und schockierende Dinge über die damalige Zeit und auch wie er persönlich es geschafft hat, aus dieser Welt herauszukommen. (Sein Vater musste zweimal wegziehen, weil er nicht mit der Guerilla FARC zusammenarbeiten wollte. Wäre er nicht gegangen, wäre er getötet worden.) Heute ist der Stadtteil Communa 13 (im Stadtteil San Javier) schlicht ein Volksfest mit Souvenir- und Essensständen. Man vergnügt sich.

2011 erschloss die Stadt Medellín dieses Quartier mit einer Rolltreppe , um

den Bewohnern das Überwinden der Höhendifferenz von 17. Stockwerken zu erleichtern.

 

Kurz noch zum Thema Kokain:

Zu Zeiten Pablo Escobars (heute ist es verpönt, den Namen zu nennen) war nebst seiner Organisation nur noch diejenige der Ochoa Brüder in diesem Geschäftsbereich aktiv. Heute - so die Aussage unseres Führers – ist der Markt viel stärker zersplittert und auch ausländische, vor allem mexikanische und ecuadorianische Kartelle, sind aktiv.

Kolumbien ist mit rund 76% Marktanteil immer noch der Hauptproduzent. Daneben wird Kokain aber auch in Bolivien, Peru und Ecuador produziert.

Hauptsächlich läuft der Transport in die USA und nach Europa (Antwerpen als Haupthafen wegen der laschen, bzw. teilweise korrupten belgischen Kontrolle) ab der ecuadorianischen und kolumbianischen Pazifikküste.

El Peñol und Stausee

 

Nach drei Nächten in Medellin fahren wir am Dreikönigstag nach El Peñol am Stausee. Eine Region mit vielen Ferien- und Wochenendhäusern der Reichen aus Medellín und wie man uns sagt, auch aus Bogotà (8 Autofahrstunden).

Der Dreikönigstag ist für die Kolumbianer ein wichtiger Feiertag und so füllt sich der kleine Campingplatz gegen Abend zu unserem Erstaunen und Bedauern mit vielen Campern, die hier das verlängerte Wochenende verbringen wollen.

Wir ziehen uns am nächsten Morgen zurück und begnügen uns mit einer Durchfahrt durch den touristischen Ort El Peñol mit seinem dem Zuckerhut in Rio ähnelnden Berg.

Zipaquirà: Salz Kathedrale

 

Nach zwei Übernachtungsstopps erreichen wir Zipaquirà und wollen die Salz Kathedrale besuchen. Hier wurde eine alte Salzmine zur Kirche umgestaltet und durch die alten Stollen führt nun ein Kreuzweg. Wirklich einmalig und sehenswert. Wir lassen die Fotos sprechen.

Beim Wegfahren treffen wir völlig zufällig einmal mehr auf Doris und Manfred mit ihrem Bremach. (Das erste Mal trafen wir sie in Sucre, Bolivien.) Wir vereinbaren in Kontakt zu bleiben, weil unsere Routen nordwärts führen und wir einen ähnlichen Zeitplan haben.

Es ist manchmal eine Frage von fast Sekunden, ob man sich unterwegs wieder trifft oder nicht. Wären wir ein paar Minuten früher oder später losgefahren, hätten wir uns nicht getroffen.

In diesen Tagen werden wir auch zweimal spontan auf Schweizerdeutsch angesprochen. Einmal ist es eine Schweizerin mit kolumbianischer Mutter, die uns auf Berndeutsch in einem Café begrüsst und das zweite Mal ruft ein ausgewanderter Schweizer in einem Verkehrsstau aus dem offenen Fenster zu uns herüber und wir haben einen kleinen Schwatz, bis sich der Stau auflöst.

 

 

Guatavita Stausee und El Dorado Lagune

 

Die Region um den Stausee Guatavita gefällt uns. Hier ist es abends auch angenehm kühl. Wir wollen die Lagune El Dorado besuchen. Dies ist aber nur in einer Gruppe und mit einem Führer möglich. Die hier ansässigen indigenen Stämme wollen halt auch ihr Geld verdienen. So schliessen wir uns der Führung an, haben aber bald Mühe, den spanischen Ausführungen zu folgen. (Wir bewegen uns ausserhalb der Komfortzone unserer Spanisch Kenntnisse; eine Führung auf Englisch wurde nicht angeboten.) So wird das eine zähe Sache bei diesen geschichtlich mystischen Ausführungen des Guides, bis wir nur den Rand des Lagunenkraters erreicht haben. Unser eigentliches Ziel ist es ja, diesen Naturpark zu erleben und ein paar Fotos zu machen. Letztlich müssen wir noch rund 45 Minuten zum Auto zurücklaufen. Nun, dies war nicht so ein Ausflug nach unserem Gusto. Aber manchmal läufts halt so.

Villa de Leyva – Casa Terracotta

 

Oft geben uns die Kolumbianer, die wir unterwegs treffen, Tipps, was man sich in Kolumbien so anschauen sollte und wo es schön sei. Schaut man dann in den Reiseführer, findet man oft Übereinstimmung. So auch bei der hübsch herausgeputzten, kolonialen Kleinstadt Villa de Leyva. Hier treffen wir, wie vermutet, wieder Doris und Manfred.

Mittlerweile wiederholt sich für uns das Bild der Kleinstadt mit kolonialem Charakter. Wir kennen nun die weissen oder auch farbigen Häuser mit den Holzbalkonen im ersten Stock. In Villa ist historisch speziell, dass schon Simon Bolivar, der kolumbianische Nationalheld, mit seinen Pferden über die ausgedehnte, mit riesigen Steinen befestigte zentrale Plaza geritten ist.

Etwas ausserhalb der Stadt steht die Casa Terracotta, das grösste funktionale Keramikgebäude der Welt. Der Architekt Octavio Mendoza Morales hat sich dieses sehr eindrückliche Gebäude mit vielen witzigen und verspielten Elementen gebaut. Ein Märchenhaus.

Barichara

 

Barichara ist eine weitere freundliche koloniale Kleinstadt, die Kolumbianer und Reiseführer zu besuchen empfehlen. Uns gefällt aber auch der etwas hinter dem Städtchen gelegene Campingplatz des holländischen Paars «Juppies». Dieser ist nachhaltig/umweltfreundlich organisiert (einzigartige Aussendusche unter freiem Himmel) und wir essen hier jeden Morgen das frisch gebackene Brot von Julia. Das europäischste und somit beste, das wir in ganz Südamerika gegessen haben. Auch hier teilen wir den Platz mit traumhafter Aussicht nebst anderen Campern mit Doris und Manfred.

Ein kurzer Spaziergang über den Bergrücken führt uns durch einen botanischen Garten ins Städtchen. Für den Rückweg springen wir auf ein TucTuc auf, welches uns in halsbrecherischer Bergabfahrt zum Campingplatz zurückbringt.

Strassensperrung und wie man damit (=sie) umgeht (wenn man das richtige Auto hat…)

 

Weiter führt unser Weg nach Norden und ein paar Autostunden nördlich von Bucaramanga treffen wir plötzlich auf einen Stau auf der vierspurigen Schnellstrasse. Auf der Höhe einer Tankstelle können wir noch ausscheren und fragen den Tankwart, was denn los sei. Eine Strassensperre der Campesinos, die von der Regierung einen höheren Ankaufspreis für Mais verlangen. Staulänge? Etwa zwei Kilometer bis jetzt, aber hinter uns verlängert sich die zweispurige Autokolonne rasch. Wie lange dauert denn das? Keine Ahnung, solche Sperren können auch mal 24 Stunden oder länger dauern. Hmmm. Eigentlich haben wir ja alles dabei und könnten gut bei dieser Tankstelle übernachten und warten bis es weiter geht. Aber wir haben keine Lust drauf.

Wir navigieren ja mit Locus Pro und auf der Karte ist auch hier in Kolumbien jeder Feld-, ja sogar Wanderweg eingezeichnet. So findet Theres schnell, dass nur 100 Meter weiter vorne ein Feldweg von der Schnellstrasse wegführt und man später wieder auf die Schnellstrasse zurückkommen kann. Falls da immer noch Stau ist, gibt’s einen grösseren Umweg, der noch weiter vorne wieder auf die Strasse zurückführt. Das probieren wir, denn egal wie der Weg sich entwickelt, solange es nicht zum schmalen Fussweg wird, kommen wir mit dem Landcruiser überall durch.

 

Und so ist es dann auch. Zwar treffen wir nach der kleinen Umfahrung wieder auf den Stau und müssen den grossen Umweg fahren. Dieser führt durch eine schöne, von kleinen Waldstücken durchzogene Weidelandschaft mit Kleinbauernhöfen. Die Wegbreite passt immer gut für den Toyota, wenn auch die eigentliche Fahrspur nur von Motorrädern gezogen worden ist. Am Punkt, wo wir uns wieder dem Weg zurück zur Strasse zuwenden, haben wir Kontakt mit einem Bauern auf seinem Motorrad. Er spricht uns auf den Bauernprotest an und wir tun so, als wüssten wir von nichts. Er empfiehlt uns, direkt auf die Strasse zurückzufahren, denn wir befänden uns hier in einem Abschnitt mit Guerrillaaktivität. Hoppla. Ok. Einen weiteren Umweg hatten wir ja auch nicht vor. Er fährt voraus und bei der Einmündung auf die Schnellstrasse erklärt er uns, dass ihm die Guerilla gerade gestern Ware geklaut habe und dass wir hier auf der Strasse nach Norden aber nun sicher seien.

Hier ist weit und breit kein Stau mehr. Wir sind das einzige Fahrzeug auf der Strasse nordwärts. So endet unser letztlich 25 Kilometer lange Ausflug und Umweg erfolgreich und wir erreichen unseren geplanten Etappenort zwar etwas später, aber doch rechtzeitig vor dem Eindunkeln.

Unterwegs

Minca und Karibikküste

 

Wie gesagt, und durch den Umweg wegen des Bauernprotest bestätigt, wollen wir für den letzten Abschnitt der Reise auf Nummer sicher gehen. Wir stellen uns auf den Parkplatz im Hinterhof eines Hotels. Der Hotelmanager bittet uns, für eine Freundin, die vor Jahren in die Schweiz heiratete, ein Geschenk mitzunehmen. Ja, was denn? Bei unserer Abfahrt am nächsten Morgen kommt er mit einem Sixpack kolumbianischen Biers vorbei. Klar. Nehmen wir mit und überbringen wir dann mal nach Zürich.

 

Minca liegt wenige Kilometer von der Karibikküste entfernt, aber bereits auf rund 650müM. Da sollen die Nächte schon etwas kühler und trockener sein als an der Küste. Leider entpuppt sich unser Stellplatz bei einem Hostel als «untauglich», so dass wir Minca nach nur einer Nacht wieder verlassen Nach einem kurzen Besuch in Santa Marta finden wir in der Nähe von Palomino einen schönen Platz direkt unter Palmen am Sandstrand. So schlimm ist es gar nicht mit der Hitze, denn es weht ab und zu etwas Wind vom Meer her. Aufpassen müssen wir aber, dass uns keine der regelmässig herunterfallenden Kokosnüsse trifft. Schön zum Ausspannen und Geniessen der letzten Tage der Reise.

Letzte Tage in Cartagena; Auto Verlad

 

Die letzte grössere Tagesetappe führt uns vorbei an Santa Marta und durch Barranquilla (Stadtrundfahrt im eigenen Auto) nach Cartagena, dem Ziel unserer Reise. Wir sind heute ohne Versicherung unterwegs. Wir mussten die obligatorische Haftpflicht-Versicherung noch um ein paar Tage verlängern, aber die verlängerte Police ist wegen des Wochenendes nicht rechtzeitig als pdf bei uns eingetroffen. So schwitzen wir bei jeder Polizeikontrollstelle. Zum Glück werden wir nie rausgewunken.

Sicherheitshalber müssen wir noch einen als korrupt bekannten Polizeikontrollposten umfahren. (iOverlander Information) Wir haben keine Lust, hier noch gepiesackt zu werden.

 

Für die letzten Tage in Cartagena setzen wir wieder auf Airbnb. Vorallem auch, um einen klimatisierten Raum zu haben, denn Cartagena, das wissen wir schon seit Wochen von den Kolumbianern, ist sehr heiss und feucht. Hauptkriterium für eine Wohnung ist die Verfügbarkeit eines genügend hohen, sicheren Parkplatzes. Als wir ankommen, will man uns entlang der Quartierstrasse einen mit Kameras «gesicherten» Parkplatz (Höhe natürlich unbegrenzt) zuweisen, was wir aber nicht akzeptieren. Aber unser Gastgeber macht ein paar Telefone und so können wir einen Parkplatz in der Parkgarage benutzen, wo sie noch nicht die üblichen 2.15 Meter hoch ist, aber 24 Stunden von einem Wächter bewacht wird. In den folgenden Tagen geniessen wir die klimatisierte, voll ausgerüstete Wohnung im 10. Stock des 26-stöckigen Appartmenthauses. Pool im 26. Stock mit Blick auf die Stadt und den Hafen. Wunderbar.

 

Hier treffen wir auch zum ersten Mal wieder auf Philippe und Colette, unsere Containerpartner. Wir  haben die beiden nach unserem ersten Zusammentreffen vor Monaten in Sucre, Bolivien, wo wir spontan beschlossen haben, den Container zu teilen, nie mehr angetroffen.

Wir treffen uns zu einem Apéro und stimmen uns auf die Verschiffung ein. Am nächsten Tag gilt es, die Autos in den Hafen zu bringen. Von der mit unserer Verschiffungsfirma Wave Logistics zusammenarbeitenden Zollagentur von Ana Rodriguez sind wir bereits über Whatsapp (nichts geht ohne) gebrieft worden. Am nächsten Tag führt die Drogenpolizei ihre Kontrolle der in einem sehr sicheren Bereich des Hafens abgestellten Fahrzeuge durch, bevor es in den Container geht. Das klappt alles recht zügig und sehr professionell. Philippe und Tom müssen nicht mal wie eigentlich erwartet stundenlang in der heissen Sonne stehen, sondern werden fürs Warten ins klimatisierte Büro der Hafenbehörde gebeten, wo es sogar kaltes Wasser und «Tinto» gibt. Wirklich sehr angenehm. Nach Abschluss des Verladens werden wir von Anas Agentur zu einem Mittagessen eingeladen.

 

Die erfolgreichen (sehr fairen) Kontrollen und das Verladen der Fahrzeuge in den Container muss natürlich gefeiert werden. So treffen wir Colette und Philippe abends zu einem Sundowner Cruise auf einem touristischen Piratenschiff in der Bucht von Cartagena und gehen anschliessend zum Nachtessen. Wir geniessen das nächtliche Cartagena.

 

Am nächsten Morgen treffen Elke und Martin, die Welt-Motorradfahrer in der Nachbarschaft ein. Gemeinsam unternehmen wir einen Nachmittagsbummel durch die Altstadt und begiessen nach dem Sonnenuntergang am Pool bei einem schönen Glas Rotwein den letzten gemeinsamen Abend in Südamerika.

 

Zwei Tage nach dem Verladen des Autos können wir bis in die Abendstunden in der Wohnung bleiben, bevor wir zum Flughafen gehen für den Nachtflug in die Schweiz. Als das Containerschiff mit unseren Toyotas an Bord in Cartagena losfährt, sind wir schon zwei Tage zuhause.

Schlusspunkt

 

Am 25. Januar 2024 reisen wir per Zug nach Brügge und zwei Tage später nach Antwerpen, um den Toyota abzuholen. Die Verschiffung zurück nach Europa und die Heimfahrt nach Winterberg verlaufen problemlos.

 

THE END