Endlich wieder nordwärts?

Bodega Dieter Meier - PURO

 

Da eine unserer Trekkinghosen eine Reparatur benötigt, ist es naheliegend, noch eine Nacht bei Valentin zu bleiben, weil wir ja wissen, wo man eine solche Dienstleistung bekommt.

Die Zeit bis zur Abholung am nächsten Tag (Kosten 1.80 Franken) gilt es zu nutzen.

Als wir im Januar die Reise unterbrechen mussten, war eigentlich schon klar, dass Tom seinen Geburtstag mit einem Essen mit Weindegustation in der Bodega des Schweizer Musikers Dieter Meier (Yellow) nahe Mendoza feiern möchte. Aus bekannten Gründen mussten wir das verschieben und jetzt ist die Zeit gekommen, dies nachzuholen.

 

Die Bodega «Ojo de Agua» liegt etwa eine halbe Fahrstunde südlich von Mendoza und kann über rund fünf Kilometer Ripio Strasse erreicht werden. Ein mit herrlichen historischen Bildern geschmücktes Restaurant, welches in einem alten Gebäude der Bodega untergebracht ist. Sehr aufmerksames Personal. Wir geniessen ein Viergang Menu mit entsprechend vielen Weinen der Bodega (Nein, nicht alles nur Malbec Varianten). Jeder Wein wird vom Weinschenk vorgestellt und erklärt.

 

Mit wahrscheinlich mehr als den erlaubten 0.5 Promille fahren wir am späteren Nachmittag satt und zufrieden zu Valentin zurück. Dieses Mal soll es wirklich die letzte Nacht auf seinem Gelände sein.

Paso Libertadores - Puente del Inca

 

Nun also weiter nordwärts Richtung Kolumbien; aber der erste Schritt geht westwärts zu den Anden. Unser Ziel ist immernoch, einen Tag im chilenischen Wintersportort Portillo Ski zu fahren. Dazu beobachten wir nun schon seit etwa zwei Wochen den Wetterbericht. Der verheisst nachwievor nichts Gutes. Als wir in Uspallata ankommen, bestätigt uns die Armee nur ein Weiterkommen auf der Verbindung nach Chile bis etwa zehn Kilometer vor den Grenztunnel. Der Tunnel selbst soll noch mindestens fünf Tage geschlossen bleiben, weil auf der chilenischen Seite so viel Schnee gefallen ist und jetzt auch noch Regen bis in hohe Lagen eingesetzt hat. – Man erzählt, dass sich tausende LKWs mittlerweile stauen, die nicht nach Chile fahren können.

 

Ja gut, dann wollen wir zumindest anderntags den Aconcagua, den höchsten Berg Südamerikas, sehen, der hier eigentlich am Weg liegt. Kurz nach Puente del Inca (keine Brücke, die die Incas gebaut haben) werden wir aber von der Armee unmissverständlich gestoppt und zurückgeschickt. Nicht einmal zu Fuss lässt man uns trotz schneefreier Strasse zum Aussichtspunkt des Aconcagua laufen.

So treten wir den definitiven Rückzug an und finden uns abends auf dem kleinen Campingplatz des Nationalparks Leoncito wieder. Endlich geht es nordwärts.

 

Nach einem kurzen Morgenspaziergang im Nationalpark besuchen wir das Observatorium, wo man uns in Privat-Führung erklärt, welche Länder hier mit Teleskopen Astro Physik und Sternenbeobachtung betreiben. Man spürt den Stolz der Touristenführerin, dass Argentinien hier Teil einer Staatengemeinschaft von Wissenschaftern ist.

Nationalparks Ischigualasto und Talampaya

 

Unser nächstes Ziel sind die Nationalparks Ischigualasto und Talampaya. Der Ischigualasto Park wird auch Valle de la Luna (Mondtal) genannt, weil die Landschaft wirklich aussieht «wie auf dem Mond». Das Gebiet ist rund 250mio Jahre alt und gilt als Mekka für Dinosaurierfunde. Man besichtigt diesen Park im Privatauto in einem Konvoi mit ca. fünfzehn andern Touristenfahrzeugen auf einer rund vierzig Kilometer langen Schlaufe mit fünf Stopps. Der Touristenführer setzt sich ins vorderste Touristenauto und macht dann an den Stopps seine Erklärungen. Es geht hier vorallem um Wind und Wasser Erosion und auch ein bisschen um das Gefühl, dass man als Mensch mit rund 90 Jahren Dasein auf dieser Welt ein Nichts ist, gegenüber der Erdgeschichte von mehr als 250mio Jahren.

 

Spannend wird es aber für uns, als von den Anden herab eine breite Staubwolke herabrollt und ähnlich einem Sandsturm die Landschaft zuzudecken beginnt. Die Sicht wird drastisch eingeschränkt, der Wind nimmt stark zu und Sand wirbelt durch die Luft. Wir erfahren, dass auf Grund des herannahenden Sturms der Park geschlossen wurde, wir also die letzte Tour des Tages erwischten.

 

Am nächsten Morgen besuchen wir den Talampaya Park. Dieses Mal klassisch in einem Touristenbus (4x4 natürlich). Auch hier gibt es fünf Stopps mit Erklärungen. Uns erinnert der Park stark an Australien, wegen der roten Farbe der bis zu 150 Meter hochragenden Felsen und ähnlichen Pflanzen. Auch ein junger Condor gleitet schon souverän den Felswänden entlang. Zum Glück sind wir auf der ersten Tour am Morgen. Die Temperatur ist noch angenehm. Für den Nachmittag werden hier an diesem Tag 32 Grad erwartet. Und das im frühen Frühling.

 

Als Nächstes wollen wir eigentlich die Laguna Brava -auf rund 4200müM gelegen- besuchen. Leider erfahren wir, dass auf Grund von Vorfällen und Unfällen ignoranter Menschen (auf die Lagune fahren und in die Salzschicht einbrechen) die Lagune nur noch mit einem Führer, beziehungsweise als Touristenexkursion besucht werden kann. Dazu haben wir natürlich keine Lust, denn die Strecke wäre für unser Auto und uns problemlos alleine machbar. Und wie man sich in solchen Gegenden verhält, ist uns auch bekannt. So streichen wir diesen Abstecher halt aus unseren Wünschen und orientieren uns Richtung Chilecito.

Chilecito (ursprünglich hiess die Stadt Santa Rita, aber weil es damals viele chilenische Minenarbeiter gab, benannte man sie um auf «Klein-Chile») ist bekannt wegen seiner Bergbaubahn, die in den 1920-ger Jahren verschiedene Erze über eine Strecke von sagenhaften 35 Kilometern von der Mina La Mejicana (auf 4300müM) nach Chilecito (1000müM) transportierte, wo es direkt auf Eisenbahnwagen verladen wurde. In einem kleinen Museum bei der Talstation dieser Bahn erklärt uns eine engagierte Señora, wie die Dinge damals liefen. Dabei gibt es wirklich ein paar erstaunliche Fakten: Die Technologie für die Bahn, die Ingenieurskunst, stammt aus Deutschland. Die Bahn wurde in nur eineinhalb Jahren gebaut, 272 Masten mussten gestellt werden und da es ja keine anderen Transportmittel gab, wurde das Baumaterial mit Maultieren bis auf 4300 Meter hinauf gebracht. Die Bahn war aber nur rund 20 Jahre in Betrieb, weil man sich über den Bergbau zwischen den beteiligten Orten uneinig wurde. So ist der Bergbau hier bis heute gestoppt und man wehrt sich stolz auf allen wirtschaftlichen und politischen Ebenen gegen erneuten Abbau, obschon man weiss, dass hier massiver Reichtum begraben liegt. Der Hauptgrund: Man würde die Trinkwasserquellen dieser Orte verseuchen. Famatina no se toca! – Famatina rührt man nicht an! (Cordillera de Famatina heisst dieser Bergzug.) Die Menschen sind stolz darauf, dass man sich bis heute erfolgreich dagegen gewehrt hat.

Mina la Mejicana – mit dem Toyota auf 4300müM

 

Die «Estation 9» ist die Endstation der Bergbaubahn. Und da kann man mit einem 4x4 Fahrzeug hinfahren. Natürlich müssen wir das erleben. Denn es ist klar, dass wir auf dieser Reise viel mehr Kilometer auf Asphalt fahren als auf Naturstrassen, der Toyota aber eben eigentlich ein Geländefahrzeug ist. Also wollen wir das wiedereinmal testen.

 

Im Tal muss man sich «einchecken» und einen kleinen Obolus gegen Quittung bezahlen. Man wird registriert und wer bis 18 Uhr nicht zurück ist, wird gesucht. Die Strecke ist 40 Kilometer lang bergauf und auf demselben Weg wieder zurück ins Tal. Eine schmale Schotterstrasse, teils ausgefahren, teils Wellblech. Weiter oben im Tal geht es auch für ein par Kilometer direkt im Bachbett vorwärts. Für die 40 Kilometer brauchen wir so rund dreieinhalb Stunden mit ein paar Fotostopps. Morgens sind die Berge noch von Nebel verhüllt und wir sind gespannt, ob wir den Gipfel im Nebel oder in der Sonne erleben. Bei rund 3800müM klart es dann auf und wir können diese unglaublich schöne Landschaft in den vollen Farben und mit tiefblauem Himmel geniessen.

 

Für den Toyota ist es eine ziemlich lockere Fahrt, doch auf den letzten Kilometern, so ab 4000müM, geht es dann nur noch mit Reduktionsgetriebe vorwärts; einerseits wegen der Höhe, vorallem aber, weil es am Schluss am steilsten ist.

Mit uns sind natürlich auch ein paar Pickups mit Touristenführern hochgefahren. Die «Profis» akzeptieren uns «Touristen» aber durchaus und anerkennen, dass wir auch wissen, wie Offroad geht.

Etwas müde vom konzentrierten Fahren erreichen wir nach rund sieben Stunden wieder den Check-in Punkt und freuen uns über einen gelungenen ersten Ausflug in die Höhen der Anden.

Termas de Fiambalà – die erste…

 

Wir kommen kurz nach Mittag in Fiambalà an und möchten den Nachmittag in den Termen (ca. 2000müM) verbringen. Wir stehen jedoch hinter vier anderen wartenden Autos vor einer geschlossenen Barriere und fragen uns, was denn da wieder los ist. Ein kaum leserlicher, handgeschriebener Zettel am Barrierewärterhäuschen weist darauf hin, dass es für den Eintritt jeden Tag drei Zeitfenster gibt. Das nächste verfügbare ist ein Besuch ab 15:00. Es ist jetzt 13:30. Dann erscheint quasi der Barrierewärter in der Mittagspause und erklärt uns verdutzten Touristen die Sache nochmals. Das heisst auch, dass man hier am Eingang keine Eintrittskartenkaufen kann, sondern diese online (hier ist kein mobiles Signal!!) oder im Dorf unten bei der Touristinfo kaufen muss. Uns bleibt wieder einmal nur Kopfschütteln und Umplanen.

 

So beziehen wir halt unser Quartier auf dem netten, kleinen Campingplatz, gehen zu Fuss durch staubige Strassen zur Touristeninfo für die Eintrittskarten und verbringen den Rest des Nachmittags mit Füsse hochlagern. Auch nicht schlecht.

 

 

Termas de Fiambalà – die zweite…

 

Nach einem gemütlichen Morgen stehen wir natürlich kurz nach 15:00 bei der Barriere und tatsächlich, jetzt geht was.

Die Termas, das sind zehn Becken mit Naturboden, die bei 45 Grad (nicht für uns) Wassertemperatur beginnen. Die Temperatur reduziert sich beim Herabfliessen von Becken zu Becken um 1-2° bis auf 32 Grad. Die Infrastruktur ist bescheiden (keine offiziellen Garderoben; man zieht sich in der Duschkabine um) und in schlecht unterhaltenem Zustand. Das stört aber die zahlreich erschienenen Argentinier kaum. Sie geniessen es auch so in vollen Zügen, sei es in den Becken oder unter den umgebenden Bäumen an den Picknick-Tischen.

Nach rund eineinhalb Stunden ist genug «gebädelet» und wir richten uns wieder auf dem Campingplatz ein.

 

 

Balcon del Pissis

 

Der Balcon del Pissis ist ein Aussichtspunkt (für einmal heisst er hier nicht «mirador») auf rund 4500müM, von welchem aus man den Monte Pissis, den zweithöchsten Vulkan der Erde, sowie die umliegenden, verschieden farbigen Lagunen sehen kann. Wir fahren ziemlich früh los, weil es doch je vier Stunden Fahrzeit hin und zurück sind. Nach gut einer Fahrstunde geht es wieder einmal auf eine Ripio Piste und kaum überqueren wir einen kleinen Pass, sehen wir vor uns diese wunderbare Puna Landschaft in ihren Pastelltönen. Die Anzahl Fotostopps pro Fahrzeit nimmt schlagartig zu. Trotzdem erreichen wir nach knapp vier Stunden den Balcon. Natürlich hatten auch noch eine paar andere diese Idee. Es stehen schon etwa acht Pickups mit Touristen, die nicht selbst fahren konnten (nicht für Wohnmobile geeignet) oder wollten da.

Wir staunen in eine grandiose, für uns total ungewohnte Landschaft. Und das auf 4500müM bei bestem Wetter (blauer Himmel, leichter Wind, angenehme Temperatur).

 

Da werden wir von einem Argentinier auf Deutsch (es gibt tatsächlich Leute hier, die erkennen, dass wir eine Schweizer Autonummer haben) angesprochen. Seine Eltern sind ausgewandert, er hier geboren (etwas jünger als wir). Der bayrische Akzent ist absolut hörbar und eigentlich kann er noch perfekt hochdeutsch sprechen. Er lebt aber im Badeort Mar del Plata, viel weiter südlich und ist mit einem Freund (auch er spricht ein bisschen Deutsch) zum ersten Mal hier. Viele Argentinier schaffen es in ihrem Leben nicht, ihr grosses und grossartiges Land kennen zu lernen.

 

Abends empfehlen wir Ricardo und Leyla aus Sao Paulo, die mit einem gut ausgerüsteten Suzuki Vitara unterwegs sind, die Fahrt zum Balcon. Wir tauschen Telefonnummern aus.

Das Geräusch – oder: Fahren wie auf Eiern…

 

Auf der Rückfahrt verstärkt sich ein Geräusch vorne links am Auto, besonders bei den extremen Waschbrettpassagen der Strecke. Ich versuche so sanft wie möglich zu fahren, weil ich aufs Erste nicht erkennen kann, was los ist. Irgendetwas mit dem Fahrwerk; der Motor ist es nicht. Sobald wir wieder auf Asphalt sind verschwindet das Geräusch. Immerhin.

So erreichen wir wieder den Campingplatz in Fiambalà und ich demontiere mal das linke Vorderrad, um vielleicht mehr zu sehen. Mittlerweil konnte ich ein leichtes Spiel des Vorderrades feststellen (Radlager?).

 

Wie eigentlich immer in solchen Situationen sind die Argentinier sehr interessiert und versuchen zu helfen. Und jeder kennt in solchen Fällen auch jemanden, der helfen kann. So auch die Señora des Campingplatzes, die schon mit ihren Maccanico telefoniert und der mal vorbeischauen wird, um vielleicht gemeinsam herauszufinden, was los ist.

 

Für uns steht fest, dass wir nicht weiterfahren wollen, bevor das Problem erkannt und behoben ist. Damit steht aber auch fest, dass wir unsere Abreise um mindestens einen Tag verschieben müssen, denn wir wollen solo auf einer abgelegenen Strecke nordwärts zum Bimssteinfeld fahren. Da können wir keine »Geräusche» am Auto gebrauchen.

 

Am nächsten Morgen, kurz bevor der Maccanico der Señora eintrifft, lege ich mich nochmals unters Auto und finde spontan das Problem: Eine Halterung des vorderen Stabilisators hat sich gelöst. Die Mutter (d’Muetere) ist zum Glück noch dran und nicht irgendwo auf der Waschbrettpiste verloren gegangen. Ich vergewissere mich noch kurz über Whatsapp bei Martin in der Schweiz, ob ich wirklich nur die Mutter anziehen muss, oder ob dazu die Vorderachse (evtl. wegen Verspannungen) entlastet werden muss. Anziehen reicht. (Sorry, zuerst natürlich noch putzen.) Der Maccanico kann zuhause bleiben und seinen Mate fertig trinken. Alle sind erleichtert, dass es eigentlich nur etwas Banales war.

 

 

RP34 nordwärts zum Bimssteinfeld (Campo de Piedra Poméz)

 

Schon vorgestern haben wir uns bei der Polizei erkundigt und die Bestätigung erhalten, dass es mit unserem Fahrzeug kein Problem ist, diese direkte, aber abgelegene Route nordwärts zu fahren. Wir haben die private Telefonnummer des Polizeichefs erhalten, die wir im Notfall mit unserem SatFon anrufen können.

 

Also fahren wir. Nach rund 50 Kilometern geht es weg von der Strasse; die nächsten 27 Kilometer sind entlang und in einem Bachbett. Zu dieser Zeit des Jahres aber kein Problem, der Fluss ist nur ein Rinnsal mit maximal 20cm Wassertiefe bei den Durchfahrten. Wir erreichen Las Papas, das sind etwa vier Adobe-Häuser. Keine Ahnung, warum man hier lebt und wovon. Wir sind auf 2800müM und eine steile, einspurig schmale Bergpiste beginnt. Mit dem Herausfahren aus dem Flusstal öffnet sich einem wieder der Blick in die Weiten der Puna mit den beeindruckenden Farbtönen. Unterwegs sind auch zwei Termen ausgeschildert. Bei ca. 3800müM erreichen wir eine Hochebene, die dann sanfter bis auf 4300müM ansteigt. Drei Geländemotorräder mit Begleitfahrzeugen kommen uns entgegen. Sie schlingern über die sandige Piste. Wir selbst schaffen es gerade noch so durch eine tiefsandige Bergauf-Passage, bevor sich uns erneut ein beeindruckender Blick in die vor uns liegende, mit kleinen Vulkankegeln und einer Lagune gespickte Senke öffnet. Sanft geht es rund 1300 Höhenmeter abwärts und bald beginnt das Bimssteinfeld zu unserer Rechten. Wieder ein fantastischer Anblick. Da hier die Windrichtung relativ konstant ist, hat die Winderosion mitunter bizarre Formen geschaffen. Schöne Fotomotive.

 

Trotz des recht starken Windes möchten wir uns gleich hier auf dem Besucherparkplatz für die Nacht hinstellen. Ein Guide, der mit seinen Touristen am späteren Nachmittag vorbeikommt, sagt uns aber, dass dies nicht erlaubt ist und dass wir weggeschickt werden könnten. Sonntags ist niemand da, aber am Montagmorgen werde kontrolliert und dann müssten wir den Park-Eintritt (14'000 Pesos) bezahlen. Wenn wir wollten, könnten wir im Garten seines Hospedajes stehen. Er hätte auch WC und Dusche. Für 3000 Pesos. Man merkt es, wir wissen bis heute nicht, ob er uns eine Geschichte erzählt hat oder nicht. Haben wir 3000 bezahlt um 14000 nicht bezahlen zu müssen? Wir wissen es nicht und wollen uns auch dadurch nicht den eindrucksvollen Offroad-Tag vermiesen lassen. Nach weiteren 35 Kilometern stehen wir dann beim Eindunkeln auf einem etwas kuriosen Platz. Dies aber windgeschützt und mit Dusche und Bad zu unserer Verfügung.

Zurück auf die Ruta 40 und zum Paso Abra de Acay

 

Am nächsten Morgen treffen wir im Dorfzentrum noch auf zwei brasilianische Overlander Fahrzeuge, die sich, um Windschutz zu erhalten, einfach mitten ins Dorf zu ein paar Bäumen gestellt haben. Kurzer Small Talk (der Chef-Brasilianer kann kaum Spanisch und kaum Englisch) .

 

Unser Weg verläuft ca. 60 Kilometer auf etwa 4000müM, danach letztlich bergab und zurück auf die Hauptstrasse 40, die über mehr als 5000 Kilometer Argentinien von Süd nach Nord durchquert.

 

Wir besuchen die Prä-Inka Ruinen von Quilmes. Dieses Volk hat im 10. Jhd. von Chile aus diesen Raum besiedelt, mit einer Stadt von ca. 5000 Einwohnern. Wir bewundern auch die schönen Kandelaberkakteen. Natürlich touristisch, aber sicher einen Stopp wert. Später machen wir von Cafayate aus einen Abstecher in die Quebrada de la Conchas. Einmal mehr eine sehr beeindruckende Landschaft mit speziellen Gesteins- und Erosionsformen.

 

Unser Weg führt weiter durch das Valle Calchaquies, wo der bekannte Wein «Torrrontes» in Höhen von bis über 2000müM angebaut wird. Es ist das nördlichste und höchste Anbaugebiet Argentiniens. Ein weiteres faszinierendes, landschaftliches Highlight ist die Concha des las Flechas. Ähnlich Pfeilspitzen stechen Sedimentplatten gegen den Himmel.

Zwischendurch fragt uns Ricardo an, ob und wann wir die Abra de Acay, den höchsten Punkt der Ruta 40, befahren werden. Leyla und er fuhren auf unsere Empfehlung zum Balcon del Pissis und sind etwas weiter zurück unterwegs. Wir vereinbaren, dass wir uns in La Poma (3000müM) treffen und dann zusammen diese Route fahren.

Am Vorabend haben sie ihren «Rückstand» wettgemacht und wir starten nach einer Registrierung bei der Polizei, die uns empfohlen wurde, diese 45 Kilometer Passfahrt. Ricardo gibt uns noch sein Kleinfunkgerät mit ins Auto und ein paar Koka Blätter, falls wir mit der Höhe Mühe haben sollten. Sehr nett.

 

Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass gewisse Routen oder Orte «emotional aufgeblasen» werden. So auch hier. Die Route ist fahrerisch sehr einfach. Natürlich gibt es ein paar Stellen, wo kreuzen nicht möglich und der Abhang etwas steiler als normal ist. Aber es ist letztlich die Überwindung der beeindruckenden Höhendifferenz, beziehungsweise die effektive Passhöhe von knapp unter 5000m, die es hier speziell macht. Vor allem auch, wenn man sich umschaut und eigentlich nur «Hügel» sieht und keine schroffen Berge.

 

Unser kleiner Konvoi kommt mit ein paar Fotostopps gut voran und kaum erreichen wir die Passhöhe, kommen auch von der anderen Seite die ersten Fahrzeuge. Und das sind doch tatsächlich die andern Brasilianer, die wir vor ein paar Tagen im Dorfkern getroffen haben. Der schon genannte «Brasilianer-Chef» ist entzückt, dass wir uns hier wieder treffen und zusammen mit ein paar Motorradfahrern entsteht hier oben ein gegenseitiges sich Gratulieren und natürlich gehören die obligaten Fotos mit Autos auch dazu. Das Wetter meint es wieder sehr gut mit uns. Ich muss nicht einmal die Faserpelzjacke anziehen mittags um 12 Uhr auf 5000m. Verrückt.

 

Runter geht’s dann nochmals 40 Kilometer auf Ripio bis zur Asphaltstrasse RN51. Hier verabschieden wir uns von Ricardo und Leyla. Sie wollen Richtung Chile weiter und wir fahren von 3700m runter nach Salta, 1100m. Dies durch ein faszinierendes Tal, wieder mit vielen Farben und Erosionsformen, die wir noch nicht kennen.

 

In Salta auf dem Camping Municipal wollen wir ein paar Tage bleiben. Wir lernen Elvira und Harald mit ihrem Worldcruiser von Tom (für Offroad Insider) kennen und verbringen Stunden mit Austausch von Reiseinformationen und (Lebens)-geschichten.