Frankreich: Monts d'Ardèche, Causses, Cevennen

Endurorennen, Säge-Trail und Unterwelt

Nach rund 560 Kilometern geht es kurz nach Valence runter von der Autobahn. Und weitere fünfzehn Kilometer in Richtung Monts d’Ardèche können wir Reifendruck und Fahrwerk von “Autobahn“ auf „Gelände“ umstellen. Schnell werden die Wege enger und steiler und wir müssen einen Quad Fahrer fragen, ob mit dem J80 überhaupt ein Durchkommen sei.  So ist bereits ein erstes Mal Reduziergetriebe und zentrale Sperre angesagt, um über die Schlüsselstelle zu kommen. Dennoch können wir einen sonnigen Abend an einem hoch über dem Rhonetal gelegenen Übernachtungsplatz geniessen.

Einen „Genuss“ besonderer Art gibt es am nächsten Morgen: Da wir gemäss Ausschilderungen am Rande einer Motorrad Geländestrecke übernachteten, finden wir es spannend, beim Frühstück ein paar Enduro Fahrern des örtlichen Moto-Clubs bei der morgendlichen Osterausfahrt zuschauen zu können. Als wir aber feststellen, dass an den Cross Motorrädern tatsächlich aufsteigende Nummern angebracht sind, wird uns klar, dass wir mitten in einem Enduro Event sitzen und machen uns buchstäblich so rasch wie möglich aus dem Staub. Das hätten wir zwar gerne getan, aber einen Kilometer weiter kreuzt  unsere Route bereits wieder deren Track. Eine kurze Einlage im Dakar Tempo ist angesagt, um die Enduro Fahrer nicht allzu stark aufzuhalten, ehe diese wieder auf einem Single Trail entschwinden. Und noch einmal sehen wir uns einem wild gestikulierenden Streckenposten gegenüber,  als wir eine Stelle passieren, wo die Spitzenfahrer in wenigen Minuten erwartet werden. Noch einmal hoher Puls und dann sind wir endgültig raus aus der Geschichte.

Gestrichelte Wege auf unserer 1:25‘000 IGN France Karte sind unser Ziel und schon bald bietet sich eine erste Gelegenheit. Wieder weg vom Asphalt. Was dann folgt werden wir als den „Säge-Trail“ in Erinnerung behalten. Innerhalb von etwa zwei Kilometern müssen wir tatsächlich dreimal zur Säge greifen, um Bäume aus dem Weg zu räumen. Einmal nehmen wir die Winde zu Hilfe, um den angesägten Stamm vollends zu knacken.

Das an sich schon kühle Wetter trübt sich weiter ein und wir erleben auf rund 1100 müM Schneefall. Wir entscheiden uns, zügig weiter südwärts zu fahren und wählen die Übernachtungsplätze wenn immer möglich etwas tiefer, da wir ohne unsere Standheizung auskommen müssen. Unsere Versorger-Batterie scheint nicht mehr ganz so frisch zu sein. Nachts ist es auf den Höhen um tausend Meter Meereshöhe so kalt, dass wir noch den Fleece Schlafsack auspacken, um in den Daunenschlafsack zu schlüpfen. Frühling ist anders.

 

Nun beginnen die Causses, die karstigen Hochebenen westlich der Cevennen, die von den bekannten Schluchten wie Gorges du Tarn umrahmt sind. Sie erinnern uns an die Jura Höhen; karg, lichte Tannenwälder. Abgeschieden, einsam. Also ideal um kleine Schotterwege zu finden und kilometerweit die rauhe Landschaft geniessend über diese Hochebenen zu gleiten. Landcruising.

Übernachtungsplätze: Lieber da? Nein dort hinten. Oder dort drüben?

 

Das Wetter ist immer noch schlecht und kalt. So muss es uns ein Genuss sein, von den Abbruchkanten der Causses die von den Schluchten aufsteigenden Nebelschwaden zu beobachten und zu hoffen, sie mögen sich rasch verziehen, um uns den Blick über die ganze Länge der Flusstäler zu öffnen. Dann wieder rasch zurück ins Auto ins Warme und Trockene. Schön, bei diesem Wetter das Wohnzimmer gleich mit dabei zu haben.

Für die Nacht stehen wir wieder in einem Waldstück. Dieses Mal auf der Causse Méjan. Wir beschliessen, falls das Wetter nicht aufhellt, am nächsten Tag gleich ganz ins Dunkel zu steigen. Wir wollen die Tropfsteinhöhle Avend Armand besuchen. Nach Guide Michelin ist dies eine der schönsten und eindrucksvollsten Höhlen Europas. Wir lassen uns von den Stalagmiten-Wäldern verzaubern. Empfehlenswert.

 

Auf den Causses mit den vielen Feld- und Waldwegen ist es auch ideal, die Autoreise mal mit einer kurzen Bike Tour zu unterbrechen. Theres geniesst das. Dabei können wir auch testen, wie sich unser neues PMR Funkgerät in diesem Gelände verhält.

 

So reihen sich Causses und Schluchten, schmale Asphaltsträsschen und Schotterwege durch Wälder und Felder sowie den Abbruchkanten entlang wie’s grad kommt aneinander. Wir können ohne direkten Sichtkontakt über mehrere Kilometer Verbindung halten. Unterbrochen von einem steilen Aufstieg zu Fuss zum Rocher de Capluc bei Le Rozier. Ein exponierter Felsblock, der zuoberst über Felsleitern erklommen wird und dafür mit einem fantastischen Blick sowohl in die Gorge du Tarn, wie auch in die Gorge de la Jonte belohnt. Hoch über den Klippen der Schluchten kreisen die Geier. – Übrigens: Mal Sonne heute!

 

Erneut kommt eine Wetterverschlechterung auf uns zu. Unser letzter Besuch gilt dem mittelalterlichen Städtchen La Couvertoirade. Wir entschliessen uns, es hier gut sein zu lassen. Den Frühling scheinen wir schlicht verpasst zu haben. Bei Regen, Wind und Temperaturen unter zehn Grad rüsten wir unser Auto wieder auf „Autobahn“ um. Heimwärts.

 

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